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Lieferdienst
Hunger hat man ja auch in Zeiten der Pandemie. Wenn außer dem To-go-Geschäft nichts möglich ist, sind Lieferungen der gangbarste Weg, um sich fertiges Essen nach Hause zu holen. Entsprechend hat das Liefergeschäft in den letzten zwölf Monaten deutlich zugelegt. Aber obwohl fast jede Gastwirtschaft in der Stadt eine eigene Webseite hat und man seine Pizza Calzone einfach direkt beim Lieblingsitaliener ordern könnte, kommt ein Großteil der Bestellungen über Plattformen wie „Lieferando“ zu ihnen geflattert. Warum ist das so? Geboren ist diese Übermacht aus einer Dominanz bei Google, verbunden mit einer gewissen Bequemlichkeit der Kunden. Diese Konzentration hat seit der Übernahmeschlacht von 2018, als Delivery Hero sein Deutschlandgeschäft samt Portalen wie „Lieferheld“ an den Konkurrenten verkaufte, noch einmal deutlich zugenommen. Für viele Gastronomien ist das Liefergeschäft derzeit eine Überlebensgarantie. Mehr aber auch nicht. Denn schaut man genauer hin, ist es eine Frage der Perspektive, ob durch die über Lieferando weitergereichten Bestellungen jemand gerettet oder über den Tisch gezogen wird. Denn für die Vermittlung, inklusive Auslieferung, zahlt der Gastronom 30 Prozent Provision. Nach dem Motto „Friss oder stirb“ machen vor allem jene mit, die nicht genug Alleinstellung beim Angebot haben. Welchen Weg solche Plattformen gehen, wenn sie genug Marktmacht haben, zeigt Berlin. Aus der Analyse aller Bestellungen haben sich dort regelrechte „Geisterrestaurants“ entwickelt, die der Gastwirtschaft im Stadtteil am Ende auch noch die Wertschöpfung aus der Zubereitung des Essens wegnehmen wollen. Ziel: totale Kontrolle, totales Geschäft. Ist es das, was wir haben wollen?