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Wie geht es nun weiter mit dem Ratskeller?
In den gut 750 Jahren ihres Bestehens haben die Gewölbe des altehrwürdigen Ratskellers schon einige Widrigkeiten miterlebt. Seit nahezu 400 Jahren wird der Keller gastronomisch genutzt, wenn auch mit kurzen Unterbrechungen, wie jener zwischen 2003 und 2005, als man das Rathaus umfassend sanierte. Wie schnell solch eine Tradition abbrechen kann, hat man Anfang 2016 erlebt, als der langjährige Pächter den Betrieb einstellte und es finster aussah für die Zukunft des Ratskellers. Damals lief quasi ein Countdown: Ende April endete die städtische Frist zur besenreinen Räumung des Objekts. Angesichts des besonderen Inventars hätte es das endgültige Aus für eine Schankwirtschaft in den Gewölben unterm Rathaus bedeutet. Als Matthias Nawroth im Frühjahr 2016 den Ratskeller samt des bestehenden Inventars offiziell übernahm, war das ein Glücksfall für Magdeburg. In einer zu 95 Prozent kriegszerstörten Stadt, in der die Lieblingsfrage der Touristen „Wo ist denn ihre Altstadt?“ heißt, ist es ein gastronomisches Vorzeigeobjekt, in dem die 1000-jährige Geschichte der Stadt greifbar fortlebt.
Aber die Bewirtschaftung des Ratskellers war und ist schwierig. Nawroth schaffte sich ein Stück Luft, indem er eine Freiluftbewirtschaftung zur Bedingung für die Pachtung des Objektes machte. Der Oberbürgermeister und die Städtische KGM gingen auf den Vorschlag ein und genehmigten den sommerlichen „Ratsgarten“ im Wäldchen neben dem Rathaus. Nun, nach dem plötzlichen Tod Nawroths, existiert die Betriebsgesellschaft zwar fort, aber angesichts fehlender Einnahmen tickt die Uhr. In gastronomisch ohnehin komplizierten Zeiten wird es eher schwierig, einen Nachpächter zu finden. Die Stadtverwaltung hält sich mit einer Positionierung bisher zurück: „Die Landeshauptstadt ist derzeit mit der Aufklärung rund um die Vertragsabwicklung beschäftigt. Weitere Auskünfte sind derzeit leider nicht möglich“, heißt es offiziell.
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