© Conrad Engelhardt
Culinaria
Dem Domfelsen verdankt die Stadt Magdeburg geradezu ihre Existenz. Seit Menschengedenken liegt die steinerne Scholle im Fluss, zwingt ihn hier in einen Knick, hemmt ihn in seinem Lauf und schuf so eine der wenigen Elbfurten. Vor über 1000 Jahren, zu Zeiten der Ottonenkaiser, war es eine strategisch wichtige Furt zwischen Frankenland und den Slawen auf dem anderen Ufer.
Den Ausbau Magdeburgs zur Festung aber vollzogen die Preussen. Von jenen massiven Bollwerken ist an der Elbe kaum noch etwas zu sehen, unterhalb des Domes steht seit Jahren noch ein kleiner Rest. Historisch gesehen war der massive Bau einst der elbseitige Abschluss eines mehrgleisigen Eisenbahntores in die Festungsanlagen Magdeburg.
Nach lange währendem Umbau hat sich in den Tonnengewölben der Kasematte nun Gastronomie angesiedelt. Die Kasematte hat man dazu um einen Neubau, der vor allem die moderne Küche fasst, ergänzt. Dessen Verkleidung aus Edelstahlschindeln lassen ihn futurisch aussehen, als sei am Elbufer ein Ufo gelandet. Beide Baukörper sind durch eine gläserne Fuge optisch fein voneinander getrennt. Absoluter Clou des Baus ist der elbseitige Balkon mit gläsernen Brüstungen. So nahe ist man dem Fluss in keiner anderen Gastronomie. Nur ein wild wuchernder Baum im Flussbett stört noch den uneingeschränkten Blick auf die Stromelbe.
Die beiden Betreiber, Robert Strube und Rocco Esposito, zeigen bereits mit ihrer Trattoria in der Sternstraße eindrucksvoll, was sie unter anspruchsvoller Frischküche verstehen. Während sie dort die italienische Küche interpretieren, spielen sie im neuen Objekt am Elbufer auf der internationalen Klaviatur. Die Karte ist überschaubar, wie sich das für eine Frischküche gehört, alle zwei Wochen legt Robert Strube jeweils ein neues Angebot vor. Österreichischer Tafelspitz mit Rosewell-Kartoffeln trifft beispielsweise auf Kabeljaufilet mit Dijonsenf oder orientalischen Hummus mit Pistazien-Minzpesto und Brokkoli.
Interessant sind auch die Öffnungszeiten: Um 11 Uhr geht’s los, zur Mittagszeit serviert Strube eine kleine Mittagskarte, nachmittags ist Kaffeezeit, den Kuchen liefert das Café Köhler aus hauseigener Produktion, ehe man um 17 Uhr für eine halbe Stunde schließt. In der Zeit wird umgedeckt für das Abendgeschäft. Auch der lichtdurchflutete Gastraum wandelt seinen Charakter mit den Tageszeiten. Die Einrichtung ist aus feinen Materialien und doch so, dass man sich vom ersten Moment an wohl fühlt. Im Sommer werden die massiven gläsernen Schiebetüren zur Elbe hin geöffnet, was dem Raum eine tolle Atmosphäre gibt. Und ist die Sonne hinter dem Dom versunken und die erste Kühle steigt vom Fluss auf, tauchen die aus aufgeschnittenen Flaschen zusammengefügten Leuchter sowohl den Raum als auch die breit angelegte Bar in warmes Licht. Die ist mit erstklassigen Spirituosen wie Ketel One Wodka bestens bestückt. Die Nacht kann beginnen…
© Conrad Engelhardt
Kommentare (2)
Kommentar-FeedAbkanzeln und mit Hausverbot drohen?
Pienchen vor mehr als 7 Jahren
Kritik
Regina Schwentesius vor mehr als 7 Jahren