Lieder sind im Allgemeinen eine Mischung aus Klang, Stimme, Melodie und Rhythmus, die harmonisch zusammenwirken, um entweder eine Geschichte zu erzählen oder ein Gefühl hervorzurufen. Die niederländische Songwriterin Annelie erforscht ihre Solowerke innerhalb der Grenzen eines einzigen Instruments: dem Klavier. Dies erlaubt ihr, ihr reinstes, offenstes Selbst zu zeigen. Und seltsamerweise hat Annelie viele Geschichten von Leuten gehört, die beim Hören ihrer Lieder genau das gleiche Gefühl hatten, das sie hatte, als sie sie zum ersten Mal schrieb. Das ist eine unheimliche, aber dennoch tröstliche Bestätigung dafür, dass Musik eine universelle Übertragung schaffen kann. Nachdem Annelie sich bereits auf ihrem Debütalbum „After Midnight“ an diese Erkenntnis herangetastet hat, erforscht sie diese Beziehung auf ihrem zweiten Album „Hertz“ noch tiefer. Aufgenommen in der gleichnamigen Konzerthalle im Utrechter Tivoli-Vredenburg, wirken die zwölf Songs wie kristallisierte Momente. Jeder Song wurde nach einer bestimmten Zeit, einem bestimmten Ort oder einem bestimmten Gefühl benannt, das ihn hervorgebracht hat. Wenn „Hertz“ eines zeigt, dann, dass viele wertvolle Dinge oft implizit und jenseits des Greifbaren liegen. Es sind hartnäckige Frequenzen, die durch die Drähte schwirren, die das Herz streicheln und in den Gedächtnisspeichern herumspuken, und die zu schwer zu erfassen sind, um sie ganz zu begreifen. Indem sie alles auf das Klavier reduziert – ein Instrument, bei dem Berührung, Tempo, Vibration und Resonanz ebenso viele Bände sprechen wie die Melodie – hat Annelie einen Weg gefunden, sie zu bewahren und nie wieder zu vergessen.
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© Engelhardt