Wenn Il Civetto kommen, geht die Sonne auf. Kein Witz, das ist einfach so. »Wir können uns das auch nicht erklären«, sagt Leon Keiditsch, »aber in diesem Jahr ist das immer wieder passiert: dass es aufhört zu regnen, sobald wir bei einem Festival auf die Bühne gehen. Vorher Regen, nachher Regen, bei unserem Auftritt scheint die Sonne. Es ist ein bisschen unheimlich.«
Keiditsch ist Sänger der Berliner Popgruppe Il Civetto, die tatsächlich eine ganz spezielle Gabe hat: Wenn die Nacht am tiefsten erscheint, kennen Il Civetto den Lichtschalter. Das gilt nicht nur für ihre Konzerte, sondern generell für die Musik dieser Band – und erst recht für ihr neues Album: »Liebe auf Eis« verbindet Licht mit Schatten, den Vibe einer lauen Sommernacht mit dem Kater danach.
»Liebe auf Eis« ist insofern der Pop einer Generation, die von den Älteren um ihre Zukunft betrogen worden ist,diese aber nicht kampflos hergeben mag. Es geht um Liebe, Hoffnung, Solidarität – und um strahlende Melodien, die einfach glücklich machen. »Klingt für mich ein bisschen nach Klimaporno«, hat Il-Civetto-Fan Luisa Neubauer in einem gemeinsamen Interview gesagt, als Keiditsch ihr seine Gedanken zu »Liebe auf Eis« erklärt hat. Und ja,
theoretisch wäre bei Il Civetto sogar das vorstellbar. Das Fundament dieser Gruppe war schließlich von Anfang an ihre enorme Offenheit und musikalische
Vielseitigkeit. Lars Löffler-Oppermann (Saxofon, Klarinette), Leon Bollinger (Schlagzeug & Percussion) und Keiditsch kannten sich aus der Schule und schmissen bei der Gründung von Il Civetto ihre diversen Einflüsse zusammen: die Manu-Chao- und Desert-Blues-Prägung von Bollinger mit dem Klezmer und den Balkan Beats des studierten Klarinettisten Löffler-Oppermann und den klassischen Gesangs-Skills von Keiditsch, der als Kind als
Operntalent galt.
Mit Il Civetto haben die Freunde ab 2010 in der Berliner U-Bahn, in Techno-Clubs und später auf Festivals überall auf der ganzen Welt gespielt. Die Band hatte bereits zwei Alben veröffentlicht, als sich 2019 die jetzige Besetzung mit Dany Ahmad (Bass) und dem Gitarristen Robert Kondorosi etabliert, in der sich Il Civetto mit dem Album »Späti del Sol« (2022) als hybride Popband mit Haltung und deutschen Texten neu erfunden haben.