„Du, ich war einmal ein großer Zeichner“, schrieb Franz Kafka 1913 an seine Dauerverlobte Felice Bauer über seine künstlerischen Ambitionen. Sein Zeichnen hätte ihn einst „mehr befriedigt als irgendetwas.“ Gleichzeitig zeigte sich Kafka aber auch misstrauisch gegenüber fremden Illustrationen seiner Bücher. Als es an die Umschlaggestaltung seiner Erzählung "Die Verwandlung" ging, argwöhnte er, dass der beauftragte Illustrator vorhaben könnte, den Käfer zeichnen zu wollen.
Und nun hat der österreichische Comiczeichner Nicolas Mahler genau das getan. Er hat den krabbelnden Mistkäfer Gregor, den dürren Hungerkünstler, die singende Maus Josephine und andere Figuren Kafkas zu Strichfiguren verknappt. Und auch Kafka selbst, seine Verlobte Felice und sein Freund Max Brod kommen nicht ungeschoren davon.
Gezeigt werden Drucke und Originale aus seiner bei Suhrkamp erschienenen gezeichneten Biografie Franz Kafkas. Und wie hätte Kafka darauf reagiert? Vielleicht hätte ihn dieses Unterfangen auch amüsiert, schrieb er doch an Felice in einem anderen Brief: „Ich kann auch lachen, Felice, zweifle nicht daran. Ich bin sogar als großer Lacher bekannt.“
Nicolas Mahler, geboren 1969 in Wien, führt eine Doppelexistenz als Witzzeichner und Literaturbearbeiter. Seine Comics und Cartoons erscheinen in zahlreichen Zeitungen und Magazinen, wie Die Zeit, NZZ am Sonntag, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und in der Titanic. Seine gezeichneten Adaptionen klassischer Literatur (u.a. nach Thomas Bernhard, Robert Musil, Marcel Proust, James Joyce und Elfriede Jelinek) meistens im Suhrkamp Verlag.
Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Verein der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e.V. "Willibald Pirckheimer"