Federnde Beats, melancholische Erinnerungen an vergangene Lieben und das aufregend vage Gefühl einer gemeinsamen Zukunft vereinen "Lena & Linus" auf ihrer bereits zweiten EP, die im September via Tautorat Tonträger erscheint. Die musikalischen Referenzen sind amerikanisch, irgendwo zwischen Angus & Julia Stone und Clairo. Textlich schafft es das Würzburger Duo, emotionale deutsche Text zu schreiben, die leicht und locker daherkommen und nie kitschig klingen.
Kennengelernt haben sich "Lena & Linus" in der Würzburger Musikszene, in der beide unterwegs waren: LINUS mit selbstproduziertem englischsprachigem Indie-Pop, Lena mit elektronischem Deutsch-Pop. Wenn man jung ist und nicht so viel geht, dort wo man ist, ist das ein schlüssiger Gedanke: Lass doch mal was zusammen machen. Also fangen die beiden an, zusammen Konzerte zu spielen. Stadtfeste, lokale Festivals, was man eben so spielt.
„Ich wusste schon früh, dass ich Musikerin werden will, vielleicht Songwriterin. Mit zwölf habe ich angefangen Songs zu schreiben und hatte seitdem den Plan, Musik zu meinem Beruf zu machen“ sagt Lena. Linus ist Autodidakt: „Ich komme nicht aus einer musikalischen Familie und hatte als Teenager eine Weile Unterricht, weil ich AC/DC auf dem Keyboard spielen wollte.“ Also heißt es „Thunderstruck“, bis ihn ein Kumpel im Ski-Urlaub überzeugt, doch mal die Gitarre auszuprobieren. Dann entstehen die ersten Songs, alle auf Englisch.
Von gemeinsamen Sessions im Würzburger Proberaum bis in die legendären Berliner Hansa Studios ist es ein Sprung: Dabei hilft Tim Tautorat – bekannt durch seine Produktion für Indie-Größen wie Annenmaykantereit, Jeremias oder Betterov. Er nimmt dort 2022 die erste EP des Duos auf, in einem reduzierten, akustischen Setup. Nur Gitarren und Stimmen. „Fühlst du dich allein?“ verhandelte mit schwermütigen Gitarrenklängen Traurigkeit, Einsamkeit und verflossene Liebe: gebrochene Riffs für gebrochene Herzen.
Mit ihrer zweiten EP, die im September erscheint, gehen "Lena & Linus" den konsequenten nächsten Schritt: Heilung statt Traurigkeit. Eingängige Melodien tragen optimistischere Lyrics und harmonieren mit zurückgelehnter Attitüde, wie man sie sonst von Phoebe Bridgers oder Alex G kennt. Mit ihnen verbindet LENA&LINUS die Direktheit der Sprache. Dabei gehen sie gemeinsam intuitiv vor, entwickeln aus einer Flut an Notizen präzise Gefühlsbeschreibungen: Arbeiten mit fein gezeichneten Bildern und einer einfachen, klaren Sprache. Das machen so nicht viele deutsche Acts. Eher vielleicht im Rap, wo gerade verschiedene Künstler*innen unterwegs sind, die ganz ähnlich komponieren und die die beiden Würzburger schätzen.
Mit „Rosarot“ erschien kürzlich bereits der erste Vorbote der neuen EP und präsentiert eine weitere musikalische Facette im Spektrum: Eine einzelne Gitarrenspur, die den Anfang ziert, öffnet sich im Laufe des Songs hin zu einer elektronischen Produktion, mit der das Duo zu neuen Soundufern aufbricht. Das Ergebnis ist ein melancholischer Trennungssong, der den ersten einsamen Geburtstag nach dem Breakup und die rosarote Brille beim Blick in die gemeinsame Vergangenheit beschreibt.
Während des Gesprächs fahrt in der Ferne der inzwischen zweite Traktor vorbei, diesmal bei LENA, die gerade im Garten steht. Und man kann sagen: Irgendwann werden die Bewohner*innen einer kleinen bayrischen Gemeinde erzählen, wie sie das erste Mal das Konzert einer Band besucht haben, die inzwischen das ganze Land kennt.
Und absolut zurecht: Schließlich schreiben LENA&LINUS aus Würzburg gerade die wohl spannendste deutschsprachige Popmusik