In dieser Ausstellung zeigt Marc Sagnol Ergebnisse seiner zahlreichen Reisen durch Polen und durch die Ukraine auf der Suche nach Spuren jüdischer Kultur und Architektur, insbesondere von ehemaligen Synagogen. Seine Reisen nach Polen reichen in die 1980er Jahre zurück. Er fing damals schon an, sich mit der untergegangenen jüdischen Kultur zu beschäftigen. Seine erste Bekanntschaft mit der Ukraine fand 1992 statt. Da entdeckte er für sich fast zufällig in der Gegend von Lwow (Lemberg) die einst prächtige Renaissance-Synagoge in Zholkva (früher poln. Żółkiew), die berühmte „Sobieski-Schul“, die vom polnischen König Jan Sobeski gefördert wurde, und die noch in relativ gut erhaltenem Zustand war, heute dem Verfall überlassen ist. Von nun an setzte er sich bei seinen Reisen durch polnische und ukrainische Dörfer und Kleinstädte – einstige Shtetels - auf die Suche nach ähnlichen Bauten, die in ihrer Bausubstanz noch ein reiches Erbe darstellten, allerdings ein gefährdetes Erbe. Heutzutage sind es – mit einigen wichtigen Ausnahmen - oft Ruinen, die man nur mit Nostalgie betrachten kann. Sie zeugen von der hohen Kultur, die die Juden in diesem Teil Europas entwickeln konnten, als sie im 17. Jahrhundert von toleranten polnischen Königen gut aufgenommen wurden. Sie zeugen aber auch von der Zerstörung im 2. Weltkrieg durch die Shoah, nach der diese hohe Zivilisation unwiederbringlich verloren gegangen ist. Unter den hier gezeigten Fotografien befinden sich Bilder von Synagogen oder jüdischen Friedhöfen in Łódź, Rzeszów, Włodawa, Leczna, Wielkie Oczy, Szczebrzeszyn [Polen], sowie auch in Zholkva (Żółkiew), Drogobytsch (Drohobycz), Hussiatyn, Brody, Schargorod, Dubno, Uman, Czernowitz, und andere [Ukraine]. Alle diese Fotos wurden mit einer analogen Kamera (Leica oder Pentacon 6) aufgenommen, dann vom Fotografen selbst entwickelt. Die Abzüge wurden von Sergej Shvedenko (Saporozhie) gefertigt. Marc Sagnol hatte als Fotograf Ausstellungen in Dresden, Saporozhie, Rowno, Oradea, Jassy, Ivano-Frankovsk, Strasbourg, Paris (Musée d’art de d’histoire du judaïsme), Magdeburg, Lublin, Göttingen, Eisenach. Im Magdeburger Moritzhof zeigte er 2020 seine Bilder „Berlin 1990. 30 Jahre nach dem Fall der Mauer“. Marc Sagnol wird bei der Eröffnung am 21. August über diese vergessenen Orte erzählen und dabei auch sein Buch Galizien und Lodomerien. Eine Spurensuche (Berlin 2021) vorstellen.
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© Engelhardt