Ein großer Titel, hinter dem sich ein kleines Programm verbirgt. Außerdem liest sich „Leidenschroniken“ herrlich umständlich, wenn man nicht den helfenden Bindestrich hinzuzieht, um „Leidens-Chroniken“ lesbarer zu machen. Musiker sind ein sonderbares Völkchen. Vielleicht sind das auch alle Kunstschaffenden. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass kein anderer Job nach jedem Teilarbeitsschritt mit Applaus bedacht wird. Oder es liegt daran, dass an nur wenige Berufe derartig utopische wie auch dystopische Erwartungshaltungen geknüpft sind wie an den der Musiker. Max Heckel ist gewiss kein Musiker. Eher ein musikalischer Handwerker. Aber er kennt die gängigen Urteile über seine Innung. Musikerkollegen sind immer beste Freunde. Nur die bei ABBA nicht mehr. Und Musiker leben ein wildes Festivalleben. Seit 2001 tourt der selbsternannte Sauerkrautpoet mit Folk und Polka durch die bundesrepublikanischen Lande. 2023 hat er nun einige Erlebnisse auf Papier gebracht und berichtet von endlosen Festivalwartezeiten in öder Tristesse, schlechtes Catering, viel zu viel Zeit im geruchsintensiven Bandbus oder der Kunst, als Bühnenmensch bei Frauen abzublitzen. So ist es – das pralle Musikerleben. Und weil er schon über sich und andere schreibt, gibt er sich den Anschein, das tun zu dürfen, indem er sein Programm mit Liedern von früher und heute umrahmt. Das kann er. Nicht sonderlich gut. Dafür aber immer ein My zu schnell.
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