Dem Theatermann Jacques Offenbach war nichts heilig: Literarische Helden, historische Herrscher, aktuelle Gesellschaftszustände, Presse, Volk und Kirche – sie alle bekommen in seinen Werken ihr Fett weg und bemerken es nicht einmal, so rasant wirbelt die Musik alles durcheinander. Schon in seiner ersten abendfüllenden Operette, Orpheus in der Unterwelt, fand er 1858 sein Erfolgsrezept: Man nehme einen bekannten Mythos, stelle ihn vom Kopf auf die Füße und schöpfe aus dem Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit soviel anarchische Komik wie möglich: Das Ehepaar Orpheus und Eurydike hat sich auseinandergelebt und geht in Liebesdingen jeweils eigene Wege. Als Eurydike stirbt – sie hatte sich unwissend mit Pluto, dem Gott der Unterwelt, eingelassen – könnte für Orpheus alles gut sein, doch da tritt die Öffentliche Meinung auf den Plan und fordert vom Ehegatten, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um seine Ehefrau zurückzuholen. Orpheus macht sich also notgedrungen auf in den Olymp. In der energiegeladenen und farbenfrohen Regie des aus Triest stammenden Regisseurs Igor Pison wird der Titelheld auf dieser Reise nicht ungeschoren davon kommen …