König Theseus kehrt zurück nach Troizene, zu seiner Frau Phädra und seinem Sohn Hippolytos, die seine Rückkehr sehnsüchtig erwarten sollten, es nun aber nicht tun: Alles flieht, alles entzieht sich seinen Armen. Etwas ist vorgefallen, etwas, dass Gewalt war – oder nicht. Den Zweifel kann Theseus nicht ertragen: Er will, er muss das Verbrechen und den Schuldigen erfahren. Doch was, wenn Wort gegen Wort stehen bleibt? Welche Fragen müssen wir stellen, wenn wir die eine Antwort nicht finden?
Jean Racine, einer der bedeutendsten französischen Autoren der Klassik, schrieb seine Bearbeitung des antiken Phädra-Mythos im 17. Jahrhundert. Als Studie menschlichen Handelns im Spannungsfeld von Begehren und Vernunft, Scham und Schuld angelegt, entspinnt sich Racines Drama heute vor Diskursen um Machtverhältnisse, Unschuldsvermutungen und Glaubwürdigkeiten.
Pauline Vorberg (*1999 in Karlsruhe) studierte Theaterwissenschaft in Leipzig und arbeitete in freien Theaterprojekten sowie als Regieassistentin am Landestheater Coburg. Sie ist seit der Spielzeit 22/23 als Regieassistentin festes Ensemblemitglied am Theater Magdeburg.