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Moll's Laden
eine der angesagtesten und vor allem ältesten Musikkneipen der Stadt: Moll's Laden
Plötzlich tauchte in der ARD bei „Kennzeichen D“ ein bekanntes Gesicht auf: Burkhard Moll stand Rede und Antwort. Das war Anfang der neunziger Jahre: Boomtown Magdeburg hier, Abrissbirnen-Stadt dort. Und Moll‘s Laden war mittendrin. Es war schlichtweg die angesagte Musikkneipe für Magdeburg, mit einem schnauzbärtigen Wirt, der eine Institution war. „Wir Künstler, Musiker, Maler, Theaterleute, wir sammelten uns in Moll‘s Laden‘“, erzählt einer der „Mollinistas“ der ersten Stunde, Friedhelm Ruschak. „Und neben den Künstlern saßen die neudeutschen Geschäftsleute, die Steuerberater, die Beamten. Der Laden brodelte. Vier Reihen tief standen die Leute am Tresen.“ Damals erzählte man sich: Für einen Abend bei Moll müsste man festes Schuhwerk tragen, denn die Enge sei so groß, dass einem ständig jemand auf den Füßen stehe.
Von Beginn an Livemusik
„Ursprünglich wollte ich ein Café für Studenten machen. Der Laden war ja vor 1989 der Feinkostladen meiner Eltern.“ Sagt Moll. Aber die nebenberufliche Café-Idee ließ sich mit der gastronomischen Realität schlecht verbinden. „Ganz oder gar nicht, war die Devise. So entstand das Bistro.“ Von Beginn an mit Livemusik. Friedhelm Ruschak spielte mit all seinen Bands im Moll, mit Juckreiz, Waruschka, Scheselong, Panic Depressions. „Da spielten aber auch das LA-Duo, also Charlie Ludwig und Hannes Andratschke, da spielten Monokel Kraftblues, Six Hands, Tino Eisbrenner, Gratalula, Kellergeister oder Pan. Im Prinzip alle Magdeburger Bands“, erinnert sich Moll. Und Volksstimme-Karikaturist Gottfried Scheffler faxte hier vor 20 Uhr seine tägliche Karikatur an die Zeitung durch.
„Tod am Nachmittag“
Und dann war da noch nebenan die Cocktailbar „Die Eule“. An einem heißen Nachmittag in den Neunzigern versammelten sich hier Presse und Prominenz zur Markteinführung des Absinth 66 von Abtshof. Friedhelm Ruschak erinnert sich: „Draußen waren es 30 Grad. Drinnen war es wohltemperiert. Wir hatten zwei Cocktails vorbereitet: ‚Greta Garbo‘: Champagner mit Absinth 66. Und ‚Tod am Nachmittag‘, O-Saft mit Absinth 66. Nach Beendigung der Veranstaltung gingen die Besucher hinaus. Schlagartig kamen sie aus dem wohltemperierten Raum in die Nachmittagshitze. Plötzlich erlebten etliche der Besucher, weshalb der Cocktail ‚Tod am Nachmittag‘ hieß. Absinth ist eben ein eigenes Getränk.“, schließt Ruschak die Erzählung.
Sachsen-Anhalt-Welle
Ach, und noch einen Stippstörchen darf man nicht vergessen. Burkhard Moll erzählt es. „Hier im Bistro fand Anfang der neunziger Jahre die entscheidende Sitzung zur Gründung von SAW statt: Die ‚Aktivisten‘ des künftigen Senders, künftige Chefs wie Mitarbeiter, trafen sich mit dem Investor hier im Bistro, besprachen das Geschäftsmodell. An jenem Abend wurde das dann auch beschlossen und der Sender aus der Taufe gehoben.
Kommando Himmelfahrt
Von Anfang an war der Himmelfahrtstag der besondere Event bei Moll. Hunderte von Leuten kamen, Bands wie Six Hands oder LA-Duo spielten. Einmal, erinnert sich Moll, wurden 30 Fässer Bier geleert. „Die musst du erst mal ausschenken.“
2 Halbzeiten ergeben 25 Jahre
Natürlich ließ sich diese irre Nachwendezeit, in der alles möglich war, nicht ewig konservieren. „Burkhard war 12 Jahre der Wirt und Chef im Moll. Ich bin es seit 13 Jahren“, erzählt Ines Birkholz, die heutige Chefin. Was ist vom legendären Moll geblieben? Klar, die Live-Musik. Das Wichtigste also: Von Donnerstag bis Sonnabend ist das Moll heute geöffnet und bietet Livemusik an, wie damals als eine der wenigen Kneipen in Magdeburg. „Ich kann mich vor Angeboten nicht retten. Von überall her, aus ganz Deutschland, wollen hier Bands spielen. Aber wir legen natürlich Wert darauf, dass unsere Stammbands auch ihren Platz behalten, vor allem auch die Magdeburger Bands.“ Das soll auch so bleiben, versichert Ines Birkholz. Auf die nächsten 25 Jahre.
Moll‘s Laden
Gellertstraße 1, 39108 Magdeburg
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Fr-Sa ab 20.00 Uhr
Geschlossen