© privat
In Gedenken an Farid Boukhit
Sonne und Alkohol, das waren die Erklärungen von Polizeiführern und Politikern, als am Vatertag 1994 Migranten in der Innenstadt gejagt wurden. Vor laufenden TV-Kameras wurde die Überforderung der Polizei bei rechten Übergriffen offenbar. Politik und Polizei hatten versagt. Bundesweit kam Magdeburg nach den rassistischen Übergriffen mit zahlreichen Verletzten in die Negativschlagzeilen. Farid Boukhit, der an Himmelfahrt schwer verletzt wurde, starb im September 1994 an den Folgen des Pogroms. Der Tod des damals 30-jährigen Algeriers ist bis heute ungesühnt. Es wurden zwar einige der damaligen Täter verurteilt, aber Farid Boukhit ist bis heute nicht als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt. Die Erinnerung an ihn verschwimmt. Deshalb hat sich eine Gruppe zusammengetan, um eine Woche der Erinnerung auf die Beine zu stellen. Einer, der den verstorbenen Boukhit gut kannte, ist der Mosambikaner Paulino Miguel, der auch am 12. Mai 1994 Opfer des Pogroms wurde: „Die Nazis haben die Jagd damals fast geplant. Tage zuvor haben sie den Angriff angekündigt und sie kamen aus allen Himmelsrichtungen zeitgleich zur Marietta-Bar gegenüber von Karstadt. Sie bespuckten und traten uns. Sie jagten uns bis in die Nacht. An dem Tag sind so viele Ausländer ins Krankenhaus gegangen, über die nie berichtet wurde. Viele Dinge sind nicht erzählt worden.“ Magdeburg gibt sich heute weltoffen. Bald werden mit Intel zahlreiche internationale Fachkräfte in die Stadt kommen. Was hat die Stadtverwaltung gelernt, damit sich rassistische Übergriffe wie 1994 nicht wiederholen? Stadtsprecher Michael Reif betont, dass Magdeburg heute anders aufgestellt sei als vor 30 Jahren. Die Stadt habe sich gewandelt und großartig entwickelt, was insbesondere den hier lebenden Menschen zu verdanken sei. Es bleibt mehr Hoffnung als Gewissheit, dass Rassismus wirklich verschwindet.
Veranstaltungen zum Thema:
- Filmvorführung „Himmelfahrtskrawalle“, 6. Mai, 19 Uhr, Universität, Gebäude 40/Raum 25
- Stadtspaziergang zur antifaschistischen Geschichte Magdeburgs, 7. Mai, 17:45 Uhr, Start am Blauen Bock
- Ausstellung/Diskussion „Rechte Gewalt damals & heute: in Gedenken an Farid Boukhit“, 10. Mai, 18 Uhr, Tacheles
- Gedenken an Torsten Lamprecht, 11. Mai, 16 Uhr, Neustädter Friedhof
- Demonstration „Gegen das Vergessen“, 12. Mai, 16 Uhr, Willy-Brandt-Platz am Bahnhof