© Andreas Lander
Hasselbachplatz
Ach, das waren Zeiten, als der Hasselbachplatz noch als Kneipenmeile galt, als in den zahlreichen Clubs und Bars das Nachtleben der Stadt pulsierte. Aber so, wie immer mehr Spätis um den Platz zugelassen wurden, hat sich auch das Klima im Rund verändert. Hier Gastronomie zu betreiben, ist heute deutlich schwieriger als vor zwanzig Jahren. Dazu kommen die langwierigen Großbaustellen. Damit es kein Missverständnis gibt: Baustellen in einer Stadt sind notwendig, schiebt man sie zu lange hinaus, werden sie nur immer größer, teurer und langwieriger. Aber jede einzelne hat nicht unerheblichen Einfluss auf die Anwohner und die Gewerbebetriebe. So gab es hier erst eine unvermeidliche monatelange Sperrung der Hallischen Straße, im Anschluss daran ist aktuell das Gleiskreuz auf dem Hassel die neue Großbaustelle. Nun aber kursierten auch noch Pläne vom Aufreißen der Gehwege, um dort neue Kommunikationstechnik zu verlegen – dummerweise mitten im Sommer, zur besten Terrassenzeit. Wer kommt auf so eine Idee? In einer ersten Anhörung im Stadtrat konnte die Maßnahme auf September geschoben werden, aber erstens betrifft auch dieser Spätsommer-Termin noch das Terrassengeschäft, zweitens wurde bei der Ratsdebatte einmal mehr deutlich: Teilen der Stadtverwaltung mangelt es offenkundig am notwendigen Gespür und der notwendigen Kommunikation mit den Betroffenen. Das Unverständnis darüber brachte an dem Tag auch Marcus Krümmling, Gastwirt vom m2, in der Einwohnerfragestunde zum Ausdruck – stellvertretend für die anderen, zumeist jüngeren Gastronomen, die sich einen solchen Auftritt wohl nicht getraut haben. Wie hätte wohl Renate Wolf im vorliegenden Fall losgepoltert. Die legendäre Gastwirtin hatte wegen ebensolcher unkooridinierten Aktivitäten in den 1990er Jahren, als binnen kürzester Zeit dreimal hintereinander die Fahrbahn des Breiten Wegs vor ihrem „Alten Dessauer“ aufgerissen wurde, aus Ärger und um ihrem Protest Ausdruck zu geben, zu Baustellenpartys geladen.
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