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Suhail Al Sukhni
Der Hut ist sein Markenzeichen
Da sitzt er vor seinem Laden – und lächelt. Keiner kann das wie Suhail Al Sukhni, gewinnend, offen. Dabei hätte er manchen Grund zu klagen, aber das ist nicht sein Stil. Angefangen hat alles in Deraa, Südsyrien. Im Laden seines Bruders lernte der heute 33-jähige das Barbierhandwerk, aber seine Berufsvorstellungen waren andere, er wollte Advokat werden, studierte dann Jura, schloss den Bachelor ab bis 2011 nach lokalen Auseinandersetzungen mit dem Assad-Regime der Syrienkrieg in der Stadt seinen Anfang nahm. Die Familie flüchtete ins nahe Jordanien und als sich der Krieg immer länger hinzog, beschloss Suhail, eigene Wege zu gehen und dem Bruder nach Europa zu folgen. Der Zufall verschlug ihn nach Magdeburg und hier fasste er neuen Fuß, arbeitete in seinem alten Job, kümmerte sich um die Anerkennung seiner Ausbildung. Längst hat er über die Handwerkskammer weitere Zertifikate fürs Färben, selbst für Toupets nachgeholt. Im August letzten Jahres, fünf Jahre nach seiner Ankunft, war mitten im Sommerloch der Pandemie die Eröffnung seines eigenen Ladens. Spätestens mit ihm ist er angekommen in der Stadt. Mit seiner umgänglichen Art, seiner Frohnatur, hat er die Menschen im Stadtteil längst für sich gewonnen. Warum hat er den Laden „Casanova“ genannt? „Vielleicht ja, weil ich einer bin.“, grinst Suhail, „aber im Ernst: es ist ein eingängiger Begriff und ich habe über das Leben Giacomo Casanovas gelesen – auch er ging in die Ferne, vieles ähnelt meiner Geschichte.“