© Engelhardt
Franz Jeske
Ein Leben für die Musik: „Franz“ Jeske
Warum ausgerechnet jetzt aufhören? Jetzt, da das Vinyl-Revival Wirklichkeit ist. Nicht, weil die Miete für den Laden erhöht wurde, auch nicht, weil das Geschäft trotz Plattenladen-Booms nicht mehr läuft. Einfach, weil es Jeske jetzt reicht. 30 Jahre Platten bestellen, sortieren und verkaufen, 30 Jahre lang über Musik fachsimpeln ist einfach genug. Jeske fällt es schwer, den Laden aufzugeben. So ist er um einen angemessenen Nachfolger bemüht, dem er seine Stammkundschaft anvertrauen würde. Schließlich war es immer mehr Leidenschaft als Broterwerb. Er führte obskure Neuheiten, vergessene Meisterwerke und vergriffen geglaubte Raritäten. „Vielleicht findet sich ein Musikkenner und macht weiter.“, hofft Franz Jeske. „das ist sicher der coolste Beruf der Welt.“ Ein guter Plattenverkäufer liest seinen Kunden am Gesicht ab, welche der oft schwer zu beschaffenden Neuerscheinungen den Weg in ihr Regal finden sollten. Das ist heute noch so; seine Verkaufszahlen sind trotz der Internet-Konkurrenz stabil. Als Jeske seinen Laden eröffnete, sprach noch niemand von MP3 oder Internet. EBM, Grunge und Eurodance kamen und gingen, Prince und David Bowie wurden begraben. Das „Hot Rats“ blieb immer ein Ort, wo Musik gehört wurde. Der Platz, wo alle Fäden zusammenliefen: Indie-Labels, Indie-Acts, Empfehlungen, Connecting – wo Musikgeschichten begannen. Ein Ort, wo Bands ihre ersten selbst aufgenommenen Demos verkauften und Minikonzerte spielten wie „Ben Racken“, „Michme & Band“ und „Adolar“. Jeske sitzt auf seinem Stuhl hinter der Theke und schaut sich um. „Ich kann zufrieden zurückblicken. Aber ich bin auch erschöpft.“, sagt er. Jeske geht es darum, seinen Ruhestand jenseits der Schallplatten noch aktiv gestalten zu können. „Mir tut es gut, hier durch die Gänge zu schlendern.“, sagt er. „Um ehrlich zu sein, fühle ich mich hier wohler als zu Hause. Hier ist mein Zuhause.“ Für die langen Stunden hinter der Ladentheke hat er aber nicht mehr genug Energie. „Nach einer Übergabe des Ladens würde ich gern noch etwas reisen, z.B. in die USA. Natürlich um in Plattenläden zu stöbern. Für beides darf sich noch eine passende weibliche Begleitung bewerben. Eigentlich ein verlockendes Angebot. Unsere Platten aber werden weiter leben. Und wir werden uns an die Bands erinnern und an den Ort, wo wir sie zum ersten Mal gehört haben.