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© Uhder
Radverkehrskoordinatorin Stefanie Arnhold hier mit Staatssekretär Sven Haller bei der Einweihung eines Radwegs auf einer ehemaligen Bahntrasse am Huy
Radverkehrskoordinatorin Stefanie Arnhold hier mit Staatssekretär Sven Haller bei der Einweihung eines Radwegs auf einer ehemaligen Bahntrasse am Huy
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© Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt
Alris
Amtliches Landes-Radverkehrsinfrastruktur-Informationssystem, was für ein sperriger Begriff?
Das stimmt. Aber dahinter verbirgt sich ein unkompliziertes Arbeitstool für die Mitarbeiter:innen des Landes, der Landkreise und Gemeinden. Digitale Daten schlummern in den Verwaltungen und werden nicht miteinander verknüpft. Viele Informationen zum Radverkehr wurden bisher gar nicht digitalisiert. Das erschwert die Zusammenarbeit. Gemeinsam mit dem Landesamt für Vermessung und Geoinformation hat unser Ministerium deshalb eine Webanwendung entwickelt, in der künftig alle Informationen zum Radverkehr zusammenfließen sollen.
Wieso musste ALRIS erst entwickelt werden?
ALRIS gab es nicht von der Stange. Sachsen-Anhalt ist eines von zwei Bundesländern, die ein solch umfassendes Arbeits- und Informationstool bisher entwickelt haben. Ziel war es nicht, einen weiteren Routenplaner zu entwickeln, davon gibt‘s auf dem Markt bereits genügend. Die Frage hieß: Wo gibt es Radwege, wer ist zuständig, welche Radwege plant die Nachbargemeinde, wo gibt es eine Fahrradabstellanlage, wo verläuft der Altmarkrundkurs, welcher Radweg ist gerade gesperrt, wo finde ich eine Ladestation für mein Elektrofahrrad … alles Punkte, die wir nur beantworten können, wenn jemand Daten dafür auf einer zentralen Plattform bereitstellt. Unser Ziel ist es, allen Behörden und Institutionen die Möglichkeit zu geben, all diese Informationen zum Radverkehr auf einfache Weise zu digitalisieren, untereinander auszutauschen, zu nutzen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Das heißt, die Informationen aus ALRIS kann jeder nutzen?
Die Informationen aus ALRIS kann tatsächlich jeder nutzen. Weltweit sogar. Bürgerinnen und Bürger finden ALRIS im Themenbereich Radverkehr auf der Webseite des Ministeriums für Infrastruktur und Digitales. Die Informationen sind ohne Nutzerkonto einsehbar. Ein Nutzerkonto wird nur für die Datenpflege benötigt. Gemeinden können auf einen Blick sehen, was die Nachbargemeinde, der Landkreis oder das Land plant. Das fördert die Kooperation und Umsetzung gemeinsamer Projekte.
Profis können sich Daten aus ALRIS direkt herunterladen und weiterverarbeiten. So unterstützen wir künftig auch Anbieter von Navigationsdiensten, die mit unseren Daten ihr Routingangebot verbessern können.
Übrigens können auch die Bürger in ALRIS auch ihren Lieblingsradweg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen posten und so mit anderen Nutzern teilen.
Bisher sind in ALRIS aber nur einige dieser Daten vorhanden oder?
Das ist richtig. Wir starten jetzt im September mit der ersten Stufe von ALRIS, sozusagen ALRIS 1.0. Erste Konzepte und Bestandsradwege einzelner Behörden, die uns bei der Entwicklung von ALRIS unterstützt haben, sind bereits integriert. Ab 11. September steht das System offiziell zur Verfügung und wir werben intensiv dafür, dass alle Behörden ihre Daten künftig in ALRIS bereitstellen.
ALRIS 1.0 startet also mit der Erfassung von Bestandsradwegen. Welche weiteren Inhalte sind denn geplant?
Wir werden die Anwendung in den nächsten Monaten Schritt für Schritt um weitere Themen erweitern. Schon konkret geplant ist, die Erfassung von Abstellanlagen, Ladepunkten und Wegweisern zu ermöglichen. Wenn die Betreiber die entsprechenden Daten zur Verfügung stellen, können sich Nutzerinnen und Nutzer künftig darüber informieren, wo sie ihr Rad sicher abstellen können, wann Fahrradparkhäuser geöffnet sind, was es kostet, eine Fahrradbox zu nutzen, wo man den Akku laden kann usw. Für 2023 haben wir uns dann auch schon das nächste Thema vorgenommen. Wir werden den Zustand des Landesradverkehrsnetzes erfassen und bewerten lassen und die Ergebnisse in ALRIS veröffentlichen. Ein sehr wichtiges Projekt, das sowohl den Umfang, als auch die Qualität der Informationen in ALRIS deutlich erhöhen wird.
Welche neuen Informationen wird diese Zustandserfassung denn liefern?
Mit einem Messfahrzeug, einer Art Buggy, werden alle straßenbegleitenden Radwege an Bundes- und Landesstraßen befahren und der Oberflächenzustand durch georeferenzierte und hochauflösende Fotos dokumentiert. Zusätzlich werden auch Radwege der Landkreise und Gemeinden erfasst, die sich dem Projekt angeschlossen haben. Die Fotos werden anschließend ausgewertet. Nach Abschluss der Erfassung wissen wir, wie breit der Radweg ist, wie er beschildert ist, ob er beleuchtet ist, welche Oberfläche vorhanden ist und in welchem Zustand sich der Radweg aktuell befindet. Man sollte meinen, diese Informationen wären schon längst verfügbar. Aber weit gefehlt. Viele Radwege sind noch nicht digitalisiert und der Zustand verändert sich ja auch im Laufe der Jahre. Genauso wie bei den Straßen muss der Wegezustand regelmäßig kontrolliert werden, um rechtzeitig handeln zu können, bevor das Vorderrad von einem Schlagloch gestoppt wird und es Beschwerden hagelt.
Das ist auch so ein Thema. Wo kann man ein Schlagloch denn melden?
Tja, das hängt davon ab, wo man das Schlagloch entdeckt und wer dafür zuständig ist, es zu beseitigen. Diese Zuständigkeiten sind ein kompliziertes Konstrukt, man könnte auch sagen „typisch Verwaltung“ (lacht). In der Regel gilt, und wie immer gibt es auch hier Ausnahmen, wenn der Radweg an einer Bundes- oder Landesstraße liegt, ist das Land zuständig. Liegt der Radweg an einer Kreisstraße, ist der Kreis zuständig und bei einer Gemeindestraße eben die Gemeinde. In den großen Städten wie Magdeburg und Halle ist das etwas anders, hier sind die Stadtverwaltungen für alle öffentlichen Radwege zuständig. Um es den Bürgern leichter zu machen, haben viele Städte Meldeportale, zum Beispiel „Sag‘s uns einfach“, eingerichtet. Dort kann man sich nicht nur über Schlaglöcher auf Radwegen beschweren, sondern auch viele andere Dinge melden. Auch wenn ALRIS dazu beitragen soll, die Bedingungen für den Radverkehr zu verbessern, Beschwerden werden sich nie ganz vermeiden lassen. Wir planen deshalb, ein solches Meldetool speziell für Fragen und Beschwerden zum Radverkehr auch in ALRIS zu integrieren, damit man eben nicht mehr überlegen muss, wer für den Radweg zuständig ist.
Da haben Sie mit ALRIS ja noch viel vor. Vielen Dank für das Gespräch.