Oliver Wiebe
FC Magdeburg verschläft erste Halbzeit
Christian Beck trifft zum 1:3 gegen Chemnitz.
Was war das doch für eine bewegende Schweigeminute für den verstorbenen FCM-Fan Hannes. Das Stadion schwieg gemeinsam, Fans wie die beiden Teams. Ein Sieg für Hannes durch den FCM gab es für die 17700 Zuschauer an diesem kühlen Samstagnachmittag nicht zu sehen, der FCM verlor 2:4 gegen den Chemnitzer FC.
Es dauerte, es dauerte etwas bis das Spiel endlich Fährt aufnahm. Der FC Magdeburg fand in der Anfangsphase nicht gut ins Spiel, Abstimmungsprobleme in der Innenverteidigung begünstigten in der 16. Minute das erste Tor durch Anton Fink. Schiller rückt raus, kann nicht verhindern, dass Mast von der linken Seite in den Strafraum zieht. Fink bekommt den Ball und kann frei schießen. Von da an, nahm die Partie an Fahrt auf, allerdings zugunsten der Chemnitzer. Die waren vor allem durch die schnellen Konter über die linke Seite stark nach vorne. Härtel hatte mit Wissen um den starken Offensivfußballs auf eine Viererkette mit Chahed, Hammann, Schiller und Butzen gesetzt. Gerade bei Chahed gab es etwaige Unsicherheiten auf der linken Seite und das nutzten die Chemnitzer in der ersten Halbzeit mehrfach. Und beim FCM? Da stand man sich gerade auf der rechten Seite auf den Füßen, wenn es nach vorne ging, richtige Chancen gab es da keine. Stattdessen geriet man wiedermals in Konter und landete in der Elfmeterfalle. Schiller stemmt sich mit dem Körper gegen einen Chemnitzer Spieler, der sich scheinbar bewusst dagegen lehnt. Schiller hält ihn so für ein paar Sekunden, allerdings im Strafraum. Der Schiedsrichter entscheidet Elfmeter zum Leidwesen des FCM. Chemnitzer Überflieger Fink schießt, Glinker kann ihn abwehren, ist dann allerdings beim Nachschuss chancenlos. Der Chemnitzer FC nimmt die 2:0 Führung mit in die Halbzeitpause. Die Chemnitzer waren bis dahin auch die bessere Mannschaft. Härtel musste etwas tun.
Was auch immer es war, was in der Kabine des 1. FC Magdeburg besprochen wurde, die Mannschaft kam wie ausgewechselt auf den Platz. Das lag sicher nicht nur daran, das Härtel endlich Pulido für Gerrit Müller brachte. Auf der anschließenden Pressekonferenz sagte Härtel: "Wir haben uns nochmal eingeschworen. Die 2. Halbzeit war sehr gut. Die Moral der Mannschaft hat gestimmt." Die Angriffe des FCM wurden nun endlich auch wieder über die linke Seite mit Schwede eingeleitet. Vor allem Schwede profitierte vom eingewechselten Pulido, der die Bälle gut verteilte. Die Passharmonie stimmt da einfach. Dadurch konnte der FCM immer mal wieder Freistöße herausholen und wurden durch kopfballstarke Spieler wie Schiller, Beck und Sowislo im Chemnitzer Strafraum torgefährlich. Die Chemnitzer schienen in dieser Phase etwas lethargisch, warteten auf Konterchancen. Die kamen, immerhin war der FCM nun auch offensiver ausgerichtet, die Absicherung des Clubs stand mit Löhmannsröben, Hammann und Butzen kurz hinter der Mittellinie. Die konnten von Fink und Co. in der 64. Minute durch ein sehenswertes Kurzpasspiel recht schnell aushebeln. Fink schiebt einen Querpass in den Strafraum, Butzen kommt nicht mehr rechtzeitig zu Grote. Der schiebt ein, der Ball rutscht unter Glinker durch. 3:0 für den Chemnitzer FC. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass der 1. FCM da nochmal gefährlich herankommt? 78. Minute, eine Standardsituation. Nico Hammann schießt den Freistoß und findet endlich Beck zwischen der bis dato gut agierenden Chemnitzer Abwehr. Tor, nur noch zwei Tore sind es, die den Club vom Ausgleich trennen. Das entfachte neues Feuer, änderte allerdings nichts daran, das Chemnitz das vierte Tor erzielte und damit endgültig das Spiel entscheiden konnte. Daran änderte auch das Tor von Marius Sowislo in der 81. Minute nichts. Fest steht, Chemnitz war über weite Strecken die bessere Mannschaft, hatte wenige Chancen. Diese wurden allerdings genutzt. Der FCM konnte durch Härtels Offensiv-Taktik den konterstarken Chemnitzer nicht immer etwas entgegensetzen, bewies allerdings eine sehr gute Teammoral, die am Ende nicht ausreichte. Den nächsten Ostklassiker gibt es in zwei Wochen gegen den FC Hansa Rostock vor heimischem Publikum.
© Vanessa Weiss