© Conrad Engelhardt
FCM Fanbase
Landstraße vor Aschersleben
Das Resümee der ersten Drittligasaison für den 1. FCM liest sich wie ein fantastisches Zahlenwerk: Über 18.000 Zuschauer sahen im Durchschnitt die Spiele der letzten Saison. In den Ost-Derbys wurden Karten zur Bückware und die Anzahl der Mitglieder stieg auf über 4.000 an. Eine Fan-Basis, die sich manche Zweitligisten wünschen würden. Doch in der aktuellen Spielzeit werden weiter Rekorde geknackt. Mit über 9.000 Dauerkarten führen die Magdeburger, vor Traditionsvereinen wie MSV Duisburg (6.300), VfL Osnabrück (4.100) oder Hansa Rostock (2.700), die Zuschauertabelle an. Den Saisonauftakt sahen 17.796 Zuschauer mit ungebrochener Begeisterung. Die Einnahmen durch Ticketverkäufe sind für den Verein genauso wichtig, wie die Sponsoreneinnahmen.
30 Kilometer Entfernung nur für den Club
Aber wo liegen die Gründe für die hohe Begeisterung am Magdeburger Fußball? Nach der 25-jährigen Zeit in den Niederungen des Amateurfußballs ist der Tore-Hunger bei den Fans weiterhin unbegrenzt. Die vielen Fanklub-Fahnen im Stadion zeigen an, dass vermehrt auswärtige Fans kommen. Stephan Lietzow, Marketing-Mitarbeiter beim 1. FCM, hat die Zuschauerstatistiken erhoben und berichtet von den Spielen der letzten Saison: „Über ein Drittel der Stadionzuschauer kamen aus dem direkten Umland (unter 30 km Entfernung). Etwa 15 % aller Zuschauer fuhren aus Orten mit über 30 km Entfernung zum Club.“
Immer mehr junge Fans begeistern sich für den 1. FC Magdeburg
Die Fanszene durchmischt sich neu und alteingesessene Fans treffen auf neue, oft sehr junge Fans. Stefan Roggenthin vom Fanprojekt Magdeburg: „Der Zulauf an 13 bis 17-jährigen ist deutlich gestiegen. Der sportliche Erfolg und die Anziehung von Block U sorgen dafür, dass sich junge Fans für den FCM begeistern.“ Die Struktur der Fanklubs sorgt für einen Zulauf aus allen Regionen des Landes. „Jente“ Knibbiche ist seit Jahrzehnten eingefleischter Blau-Weißer aus Köthen und als Fußballbuch-Autor aufmerksamer Beobachter der Rivalität zum HFC: „Unser Zulauf im Süden ist, verglichen mit den letzten Jahren, überproportional hoch. Wir erreichen gerade Fan-Zahlen, die es zu DDR-Zeiten gab, wobei vermehrt Fans aus dem Süden Sachsen-Anhalts kommen!“
Brandenburger Havel als imaginäre Fangrenze
Die blau-weißen Schlachtenbummler kommen aber nicht nur aus Sachsen-Anhalts Süden zum Club. Im Norden grenzen die Fanklubs der Altmark und Brandenburgs an die klassischen Einzugsgebiete von Hansa Rostock und den Berliner Vereinen. Die imaginäre Grenze bildet die Brandenburger Havel. Dahinter beginnen die 1. FCM-Graffiti und das blau-weiße Land. Richtung Westen entwickeln sich in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen langsam, aber sicher, blau-weiße „Allesfahrer“, fernab des Bundesliga-Trubels. „Die 3. Liga gibt den Fans aus dem Westen die Chance, ihren Verein quasi vor der eigenen Haustür spielen zu sehen. Das sorgt für wachsende Auswärtsfahrerzahlen“, berichtet Stefan Roggenthin vom Fanprojekt.
Ob der positive Trend auch in Zeiten sportlicher Niederlagen anhält, wird sich jedoch erst noch zeigen müssen.
© Vanessa Weiss