„Du brauchst einfach ein gutes Gespür für dein Publikum“, sagt Wolfgang-David Sebastian und hat damit alle Theaterweisheiten in einen Satz gepackt. Er muss es wissen, schließlich führt der 53-jährige seit gut sechs Jahren und mit beachtlichem Erfolg die private Theaterbühne im Hundertwasserhaus. Sebastian ist ein viel herumgekommener Tausendsassa, der ursprünglich Schauspieler gelernt hat, aber auch Bibliothekar, dazu Germanistik und Theaterwissenschaften studierte. Als 2010 die Anfrage kam, von Berlin an die Elbe zu wechseln, hatte er dort schon einige Meriten vorzuweisen. Und Magdeburg war für ihn einfach eine Herausforderung: „Als wir zusammensaßen und geschaut haben, was zusammen möglich sein könnte, habe ich vereinfacht gesagt, ,OK, ich hab Ahnung vom Theater, ihr nicht, ihr habt ein Theater, ich nicht. Passt doch‘.“ Ein bisschen zieht er dabei die Mundwinkel hoch, kaum merkliches Grinsen.
Mit „Arsen und Spitzenhäubchen“ stieg er damals im Theater in der Grünen Zitadelle ein. Tatsächlich hat es unter seiner Leitung, erst die künstlerische, ab 2013 dann gesamt, einen Turnaround gegeben. Wie schafft man es, eine private Theaterbühne erfolgreich zu machen, was ist die Erfolgs-DNA? „Wir machen Unterhaltung, im besten Sinne Unterhaltung“, sagt er und meint die sogenannten leichten Stücke, Komödien, Musicals, dazu Comedy, Kabarett, Lesungen, aus denen er einen offenbar erfolgreichen Spielplan-Cocktail gemixt hat. Dazu immer wieder Altstars aus dem Osten wie Dirk Michaelis oder Gregor Gysi, gerne aber auch Evergreens wie Sky Dumont. Vorlage war für ihn das Schmidt-Theater. Das ist über St. Pauli hinaus eine Ikone und mit dem Übertragen auf eine andere Stadt ist das so eine Sache. Muss nicht klappen.
Eigenproduktionen als Grundlage des Erfolgs
Gut 120 Vorstellungen werden im Tiefgeschoss des Hundertwasserhauses heute pro Jahr gespielt. Von Anfang an hat Sebastian dabei auf ein hauseigenes Ensemble gesetzt. Der Weg war riskant, wegen der Kosten, aber zugleich große Chance: „Klar kannst Du auch mit einem Gastspielprogramm erfolgreich sein“, sagt er, „aber ein hauseigenes Team – bei uns sind es acht Leute – schafft einfach diese besondere Atmosphäre, die ein Haus langfristig mit seinem Publikum verbindet.
Die hauseigenen Produktionen sind tatsächlich die Basis des Erfolgs. Am erfolgreichsten ist ihr Loriot mit über 70 gespielten Vorstellungen. Im Mai werden gleich vier ihrer Dauerbrenner – das Fußballmusical „Männer“, „Ewig jung“, „Ladys Night“ und die Travestiekomödie „Linda wartet“ abgespielt und das teils nach fünfjähriger Laufzeit. Chapeau! Aber natürlich legen sie nach. Erst im März war Premiere für „Wie werde ich meinen Alten los?“, eine Musicalkomödie mit Schenkelklopferwitz. Und nach dem Sommer zünden sie wieder ein Premierenfeuerwerk, am 26.9. „Nonsens“, am 4.10. „Sag niemals nie“ und dann rückt auch „Loriot“ wieder in den Spielplan.
Aber sie haben im Maiprogramm auch Gastspiele und große Namen zu bieten: so kommt der sächselnde Comedian Thomas Nicolai, später Nicole Heesters zur Schmuck & Flitterkram-Lesung, Ende Mai dann Wigald Boning.
© Wenzel O.
Theater Grüne Zitadelle
Breiter Weg 8a, 39104 Magdeburg
Kassenzeiten: Mi 12-18 Uhr, Do und Fr 13-17 Uhr und eine Stunde vor Vorstellungsbeginn