© Xanti Schawinsky
Retrospektive
Geschichte steht nicht bloß in Büchern. Manchmal lebt man mitten in ihr, zum Beispiel in den Häusern von Cracau. Als sie vor 90 Jahren entstanden, war Magdeburg keine Stadt des Mittelalters, sondern der Moderne. Zu den damaligen Akteuren gehörte Xanti Schawinsky, einer der kreativsten Bauhaus-Künstler. Von 1929 bis 1931 hatte er die Leitung der Graphikabteilung des Hochbauamtes inne. In Magdeburg blieben seine während dieser Zeit entstandenen Fotografien. Durch sie und andere Arbeiten erhielt die Stadt nach außen hin ein modernes ‚Gesicht‘. Im Rahmen des landesweiten Ausstellungsprojektes „Große Pläne! Moderne Typen, Fantasten und Erfinder“ widmet das Kunstmuseum Magdeburg diesem (Alexander) Xanti Schawinsky nun eine große Retro- spektive. Es ist die erste zum Werk dieses Künstlers in Deutschland. Im Grunde handelt es sich die Wiederentdeckung, denn über Jahrzehnte lähmte ein Rechtsstreit die Beschäftigung damit. Dabei ist allein schon die Breite seines künstlerischen Schaffens bemerkenswert. Er war gleichzeitig Choreograph, Schauspieler, Tänzer, Musiker, Maler und Grafiker – und nicht zuletzt einer der ersten Vertreter der experimentellen Fotografie. Die Bedeutung Schawinskys reicht weit über Magdeburg hinaus. Für die Schweiz, wo er 1904 in Basel geboren wurde und 1979 in Locarno starb, gilt er als Wegbereiter der Moderne. Im Bereich des Theaters entwickelte er das „Spectodrama“, das auch andere Medien einbezog. Ab 1936, am „Black Mountain College“ in North Carolina, entwickelte er dieses Konzept weiter. Damit beeinflusste er andere Künstler, wie John Cage, und trug so zur Entstehung des Happenings bei. Nach seiner Rückkehr nach Europa widmete er sich intensiv der Malerei. Auch hier experimentierte er mit neuen Techniken und Werkzeugen, wie in der prozessualen Malerei. Dieser Teil seines Schaffens blieb bisher weitgehend unbeachtet. Die Ausstellung kann bis zum 25. September 2016 besichtigt werden.
Zur Ausstellungseröffnung Xanti Schawinskys "Retrospektive" am 19. Juni 2016
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
Regierungsstraße 4-6, 39104 Magdeburg
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Di-Fr 10-17 Uhr, Sa/So und feiertags10-18 Uhr, Mo und am 24.12., 25.12., 31.12. geschlossen, an den übrigen Feiertagen 10-18 Uhr