Während der vergangenen Jahre wurde das Kulturhistorische Museum vermutlich von vielen als Museum für Geschichte betrachtet. Dazu gaben die spektakulären Ausstellungen über Kaiser Otto und das Mittelalter Anlass auch reichlich Anlass.
Schaut man jedoch einige Jahrzehnte oder gar ein Jahrhundert zurück, wird deutlich, dass die Kunst und Kunstgeschichte sowie deren Vermittlung ebenso wichtige Pfeiler und weitaus wichtigere Gründungsimpulse für das Museum waren. Dr. Gabriele Köster, die Direktorin des Museums, knüpft an diese Traditionen an: „Wir möchten einen identitätsstiftenden Wandel in Gang setzen. Unsere neue Dauerausstellung zur Kunst und Kunstgeschichte ist aber nicht als Konkurrenz zu den vorhandenen gedacht. Sie soll vielmehr eine wichtige Ergänzung zu den bestehenden Expositionen der Stadt- und Naturgeschichte bilden. Stadtgeschichtliche Aspekte sind deshalb bewusst ausgeklammert worden.“
© C. Engelhardt
Kunst-Verführung
Die Reaktionen des Publikums bestärken die Direktorin. Es sei sehr schön, dass man nun nicht mehr nach Dresden oder Berlin fahren müsse, um so schöne Kunstwerke betrachten zu können, meinten einige Besucher. Andere bringen Zeichenblock und Stifte mit, um vor den Originalen zu arbeiten. Offensichtlich ist der Titel der Ausstellung – „Kunst-Verführung“ – Einladung und Programm zugleich. Genau das möchte die Köster auch erreichen: „Wir wollen die Freude an Kunst vermitteln. Man kann sich zwar auch belehren lassen, muss es aber nicht.“ Lust zum Betrachten weckt auch die farblich ambitionierte Gestaltung, in der Blautöne dominieren. Im zweiten Abschnitt der Ausstellung kommt bald ein fröhliches Pink dazu. Natürlich sind die durch den Krieg gerissenen Lücken weiterhin vorhanden. Verstecken muss man das Vorhandene deshalb nicht. Und die Sammlung wächst wieder. Ankäufe und Schenkungen haben wichtige Mosaiksteine hinzugefügt.
Bisher ist nur ein Teil der kunstgeschichtlichen Ausstellung zu sehen. Der zweite, in dem vor allem die Antike eine wichtige Rolle spielt, folgt im Verlauf dieses Jahres. Schon jetzt kann man aber verraten, dass dieser ein kleines Wunder beinhalten wird, die rund 2500 Jahre alte Strickhenkelamphora. 1945 waren von ihr nur verbrannte Bruchstücke übrig. Dank eines raffinierten Restaurierungsverfahrens konnte sie wiederhergestellt werden. Die Gipsabguss-Sammlung steuert ebenfalls bemerkenswerte Objekte bei, wie den „Apoll vom Belvedere“ oder die Laokoon-Gruppe. Ursprünglich im Antikensaal des Kaiser-Friedrich-Museums ausgestellt, waren sie zuletzt vor 20 Jahren im Kunstmuseum im Kloster zu sehen. Ab und zu muss die Kunst dennoch der Geschichte weichen, wenn die Ausstellungen es erfordern. „Für die Ausstellung sehe ich darin keinen Nachteil. Wir wollen diese Phasen nutzen, um die Schau danach sozusagen als Update zu präsentieren.“, blickt Dr. Köster voraus.
Kulturhistorisches Museum
Otto-von-Guericke-Str. 68-73, 39104 Magdeburg
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Di-Fr 10-17 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr