© Nevin Aladağ
Wasser lässt die Schelle klingen
Trommeln rollen eine Sanddüne hinab. Dann begegnet man ihnen auf einer Wiese, in der Stadt und anderswo. Zu den ungewöhnlichen Orten kommen ebenso ungewöhnliche Dinge, mit denen die Instrumente gespielt werden. Das geschieht mit Sand, Wasser, Zweigen von Bäumen, die der Wind bewegt, beim Fahren mit dem Boot oder Fahrrad. In den Videos scheint es, als würden die Instrumente Abenteuer erleben, eine unbekannte Welt entdecken.
Bei Nevin Aladağ sind die Instrumente immer dort, wo man sie nicht erwartet. Durch ihre Bewegungen, die Elemente und Räume, die den Klang erzeugen, gewinnen sie eine skulpturale Dimension. Sie sind nicht länger Werkzeuge der Menschen, die sie seit Jahrhunderten benutzt haben. Vielleicht sammeln sie bei ihren Ausflügen neue Töne. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie das vermeintlich Neue schon immer in sich trugen. Was fehlte, war die Freiheit.
Die 1972 in Anatolien geborene Künstlerin hinterfragt in ihren Arbeiten immer wieder kulturelle Identitäten und Gewohnheiten. Das zeigen auch die Kupferflächen, auf denen sich eine Vielzahl von Spuren eingeprägt haben. Sie haben ihren Ursprung in einer Aktion, bei der mehrere Frauen auf den Flächen in Pumps und Stilettos zu Musiktiteln tanzten, die für andere nicht zu hören waren, aber via Shirt kommuniziert wurden. Zu hören waren nur die Geräusche der Schuhe auf dem Kupferblech.
Tradition und deren Betrachtung aus anderem Blickwinkel verkörpern ebenso Objekte der Werkreihe „Social Fabric“, für die Aladağ geknüpfte Teppiche aber auch einfache Auslegeware verwendet. Zerteilt und neu kombiniert, erwecken die Collagen den Eindruck textiler Grafiken.
Eine weiterer wichtiger Werkzyklus in der Ausstellung sind die Vibrierenden Bilder. Es sind Wandobjekte unterschiedlicher Größe, die Malerei, Raum, Skulptur und Klang verknüpfen. Sie sind weder Bild noch Instrument, haben somit, wie die Trommeln oder Geigen, ihre Vergangenheit und festgeschriebene Identität abgestreift. (ufo)
Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
Regierungsstraße 4-6, 39104 Magdeburg
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Di-Fr 10-17 Uhr, Sa/So und feiertags10-18 Uhr, Mo und am 24.12., 25.12., 31.12. geschlossen, an den übrigen Feiertagen 10-18 Uhr