1 von 4
© Brandenburg Domstift
Brandenburger Evangelistar fol. 4r
2 von 4
© Abtei Sayn
Reliquienschrein
Reliquienschrein des Apostels Simon in der Abtei Sayn
3 von 4
© Selm Cappenberg
Cappenberger Kopf
Der Cappenberger Kopf ist eine Porträtbüste Kaiser Friedrichs I. Barbarossa aus vergoldeter Bronze (12. Jh): Erste Porträtdarstellung seit den Karolingern.
4 von 4
© Kremsmünster Stift
Speculum humanae salvationis
Das ursprüngliche, in lateinischer Reimprosa gedichtete Erbauungsbuch „Speculum humanae salvationis“
Diese Geschichte klingt einfach biblisch schön: Auf einem Ritt geriet der Geistliche Norbert von Xanten 1115 in ein Gewitter. Ein Blitz riss ihn vom Pferd – aber er überlebte und betrachtete es als göttliches Zeichen. Fortan zog er, dem einfachen Leben der Apostel folgend, predigend durchs Land ziehen und verkündeten das Wort Gottes. Gut 30 Jahre zuvor war er aus adligem Geschlecht geboren worden. Als Kirchenmann erwartete ihn ein angenehmes, abgesichertes Leben. Er war in die Dienste Kaisers Heinrich V. getreten, aber schon das kaiserliche Angebot, Bischof von Cambrai zu werden, schlug Norbert aus. Jetzt gab er auch noch seine Stellung beim Kaiser auf und sagte sich von Besitz und elterlichem Erbe los und zog als barfüßiger Wanderprediger umher. Seine Kleidung hatte er aus grober ungefärbter Wolle gefertigt und sie unterschied sich von den schwarzen Kutten der Mönche. So versuchte er die Distanz aufzuheben, die sich zwischen der armen Bevölkerung und der reichen Kirche gebildet hatte.
Mit gleich denkenden Gefährten gründete er an Weihnachten 1120 im französischen Kloster Prémontré eine neue Ordensgemeinschaft, die nach dem Ort den Namen „Prämonstratenser“ bekam. Im Gelübde versprachen sie, nach Art der Apostel zu leben, Barmherzigkeit zu üben und die Seelsorge für andere als Teil ihres Wirkens zu begreifen. Die Ordenskleidung bestand aus dem Bußgewand aus ungebleichter Wolle – Norbert wollte, dass die Seinen hell wie Engel seien. Binnen weniger Jahre breitete sich der Orden und seine Ideen aus, fast 400 Ordenshäuser entstanden quer durchs mittelalterliche Europa. Diese religiöse Kraft mag den Kaiser bewogen haben, Norbert als den päpstlichen Kandidaten 1126 auf dem Reichstag in Speyer unerwartet zum Erzbischof von Magdeburg zu ernennen.
Der Legende nach zog Norbert barfuß und im Büßergewand heimlich in seine Bischofsstadt ein. Magdeburg hatte zum Ende des 11. Jahrhunderts eine von der Christianisierung der ostelbischen Gebiete getragene Blütezeit erlebt. Als Basis für die Missionierung waren unter Erzbischof Gero (reg. 1012-1023) die Stifte St. Sebastian und Unser Lieben Frauen gegründet worden.
Der von strenger Religiösität getriebene Norbert ließ die Bauarbeiten wieder aufnehmen und holte Mitbrüder aus Prémontré nach Magdeburg. Ihnen vertraute er 1129 das Marienstift an und widmete es zum Prämonstratenserkloster um, das bald zum zweiten Mutterkloster des Ordens zum Ausgangspunkt der nach Osten gerichteten Missionierung wurde. In religiöser Strenge mahnte Erzbischof Norbert die Einhaltung des Zölibats – der ehelosen Enthaltsamkeit – an und stellte Besitzstände in Frage. Seine gewissenhafte Amtsführung stieß natürlich auf Widerstand, nur mühsam konnte er 1129 einen Aufstand abwehren. Seine achtjährige Amtszeit führte aber letztlich zur inneren Erneuerung des Erzbistums.
Die Ausstellung im Kulturhistorischen Museum illustriert nun mit herausragendenen Kunstwerken vom Mittelalter bis in die Neuzeit das kulturelle, geistige und wirtschaftliche Wirken des Ordens von den Ursprüngen bis heute. Schwerpunkte dabei sind die Zeit der frühen Gründer im 12. Jahrhundert, die Darstellung des Ordenslebens, Schatzkunst in Liturgie und Verehrung, Heilige und Selige des Ordens und dessen Beharrungsvermögen entgegen den neuzeitlichen Umbrüchen.
Die Ausstellung bildet die Klammer zu weiteren Attraktionen im Jubiläumsjahr. So wurde im früheren Prämonstratenser-Kloster Unser Lieben Frauen die Erstgrablege des Hl. Norbert würdig gestaltet. In der nördlichen Altstadt entsteht ein neues kirchliches Zentrum mit einem Prämonstratenser-Konvent in den Ökumenischen Höfen. Das vom Zentrum für Mittelalterausstellungen organisierte Korrespondenzortprojekt „Das Erbe der Prämonstratenser“ lädt ein, die bis heute spürbaren kulturhistorischen Leistungen des Ordens im Bundesland und entlang der Straße der Romanik zu entdecken.
„Mit Bibel und Spaten", 8. September bis 9. Januar, Kulturhistorisches Museum
Kulturhistorisches Museum
Otto-von-Guericke-Str. 68-73, 39104 Magdeburg
Bitte aktivieren Sie JavaScript.
Di-Fr 10-17 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr