© Nilz Böhme
Singen zwei Titelrollen in „Evita“: Rosha Fitzhowle als Geliebte und Doğukan Kuran als Juan Perón
Was reizt Sie an Evita?
Zuerst, dass ich die Musik sehr mag. Es ist lohnenswert, diese Musik in eine Bildsprache zu übersetzen. „Evita“ ist kein glattes Musical, das einfach Unterhaltungsnummern aneinanderreiht. Die Musik ist sehr sperrig, sehr rhythmisch und fängt ein, was dramaturgisch im Wesentlichen relevant ist, nämlich den Umgang des Adels, des Militärs und des einfachen Volkes mit dem Phänomen Evita. Das kommt leitmotivisch, fast wie bei Wagner, immer wieder vor. Man muss es nur kenntlich machen.
Wie geht das Musical mit den historischen Kernfiguren Evita und Peron um?
Sie sind historisch betrachtet natürlich etwas ambivalenter, als ein Musical es einzufangen vermag. Das Stück ist sehr holzschnittartig, es gibt große Zeitsprünge, viele Ortswechsel und auch psychologisch arbeitet es eher mit Brüchen und harten Kanten. Die Musik, die den größten Raum einnimmt, ist die der gewissermaßen heiligen Evita. Musikalisch wird auch ihre Krebserkrankung und ihre zunehmende Schwäche sehr auserzählt. Wenn man aber mit der Lupe sucht, gibt es textlich und musikalisch durchaus Stellen, wo sie hysterisch und herrschsüchtig ist. Auch diese Seiten an ihr gilt es zu zeigen.
Bezieht sich die Figur des Che auf Che Guevara?
Nicht direkt. Che bedeutet vom Wortlaut her so etwas wie kleiner Bursche. Die Autoren meinen einen archetypischen jungen Arbeiter. Er ist ein Revoluzzer, Vertreter einer bestimmten Generation und einer Arbeiterschicht, die der Gesellschaft und auch Evitas Aufstieg kritisch gegenübersteht.
Gibt es aktuelle Bezüge?
Eigentlich auf erschreckende Weise. Es geht um ein Land in den Zeiten einer Rezension, um Verteilungskämpfe, um soziale Ungerechtigkeit, um Bildungschancen, um den Konflikt zwischen den ländlichen Regionen und der Metropole, und auch um die Frage von Generationengerechtigkeit. Wie Peron an die Macht kommt, und wie er sich verhält, da sind wir von Personen wie Erdogan, Putin oder Orban leider nicht weit entfernt. Als Regisseur muss ich bildnerische Zeichen dafür finden, was in dem Land passiert und wie stark es durch das Ehepaar Peron verändert wurde.
© HL Böhme
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