© Nilz Böhme
Barbier von Sevilla
Hale Soner mimt die verspielte Göre Rosina.
Der französische Dichter Beaumarchais (1732-1799) schrieb mehrere Theaterstücke, in deren Zentrum ein cleverer Friseur steht. Sie dienten wiederholt als Vorlage für Opern-Libretti. In Magdeburg wurde die Spielzeit mit Mozarts „Hochzeit des Figaro“ eröffnet. Es folgt eine zweite Oper, in deren Zentrum dieser einfallsreiche, listige Figaro steht: Gioacchino Rossinis (1792-1868) „Barbier von Sevilla“.
Der erst 24-jährige Rossini schuf mit dem „Barbier“ eine der meistaufgeführten Opern der Welt. Christian von Götz, Regisseur der aktuellen Magdeburger Inszenierung, preist das Werk in hohen Tönen: „Der Barbier ist seit seiner Uraufführung 1816 in Rom niemals von den Spielplänen verschwunden. Es ist das perfekte Stück mit einer perfekten Theatermusik. Rossini bedient das Drama absolut virtuos. Die Musik wirkt extrem modern. Sie wird immer schräger, immer wilder. Sie hebt geradezu ab.“ Anarchisch, jugendlich vital, provokant und frech, nennt Götz die Oper und setzt hinzu: „Das alles aber eingebettet in eine liebreizende Geschichte. Ich glaube, das Geheimnis des Erfolgs ist, dass der „Barbier“ die Leute glücklich macht.“ Kenner denken beim Opernhit des Italieners gleich an Commedia del‘ Arte. Deren Geist wird, nach eigner Aussage, auch Christian von Götz‘ Inszenierung atmen.
Gemeinsam haben Verena Hierholzer und Ulrich Schulz dafür eine Ästhetik entwickelt, die unzählige spielerische Möglichkeiten eröffnet. Die Bühne zeigt ein buntes Kinderparadies mit Rutsche und Bällebad, das von außen mit einer Trutzburg aus Legosteinen umgeben ist. „Der ältliche Dr. Bartolo verwöhnt sein Mündel Rosina und er versucht, sie zu infantilisieren und abzuschotten von der Welt und von den jungen Männern. Er will bei ihrer Volljährigkeit an ihr Geld, aber auch an ihre Liebe.“, erläutert Götz. „Die Geschichte basiert au einem typische Generationenkonlikt: Konservative Alte gegen revolutionäre Junge. Gegenwärtig äußert der sich etwas modifiziert. Die Jungen wollen keine Revolution. Sie sind nicht politisch. Sie wollen das eigene kleine Glück, was ihr gutes Recht ist. Die Alten, das sind die in die Jahre gekommenen 68er und Hippies. Auch das bietet zweifellos sehr glaubhaft den Background für eine unglaublich turbulente Komödie.“