© Jesko Döring
Oscar Puppentheater
In jenem Sommer 1914 lagen Freud und Leid arg eng beieinander. Drei Tage nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde in Hauts-de-Seine ein Kind geboren, das zu einem der großen Komödianten Frankreichs aufsteigen sollte. Dabei hatte Louis de Funes lange Zeit mit Schauspielerei nichts am Hut, der Durchbruch gelang ihm erst Mitte der 1960er Jahre mit der Komödie „Oscar“. Da war er schon über 50 Jahre alt und hatte in über 100 Filmen mitgespielt, aber die Rolle des Geschäftsmannes Barnier, der mit seiner cholerischen Art seine Familie beherrscht, war ihm einfach auf dem Leib geschneidert.Jetzt, fünfzig Jahre später ist Louis de Funes wieder obenauf. Als Puppe spielt er wieder den Oscar und ist der Star des diesjährigen Buckauer Hofspektakels. „Es war mein spezieller Wunsch und Vorschlag, diesen großartigen Komödianten, dieses Schauspielidol auf unsere Bühne zu bringen und sein 100. Geburtstag ist dafür ein willkommener Anlass“, sagt Moritz Sostmann, der die Regie führt.Die Rolle von Louis de Funes und der wiederum in der Rolle des Fabrikbesitzers Barnier wird im wahrsten Sinne des Wortes von Lennart Morgenstern in einer Vierfüßerpuppe getragen, deren wild gestikulierenden Arme dabei von weiteren Schauspielern geführt werden. „Deshalb kommt es weniger auf das Gesicht der Puppe an, als auf ihr Wesen. Die große Herausforderung ist, mit der Puppe körperlich zu werden, wie man es von de Funes kannte, über diese wilden Gestikulationen das schauspielerische Wesen zu erfassen.“Für Hausregisseur Sostmann ist es das erste Hofspektakel „und ich kann sagen, dass ich es sehr mag, unter freiem Himmel zu proben.“ Für die Geschichte vom Fabrikbesitzer Barnier und seinem Buchhalter Christian Martin, der die Tochter des Chefs heiraten möchte, nutzt das Ensemble die ganze Breite des Innenhofs. Die ist auch nötig, um all die köstlichen Verstrickungen der Sommerkomödie so recht auszuwalzen, denn weder weiß die Angebete etwas vom Hochzeitsglück, noch ist sie wirklich Barniers Tochter. Aber das weiß weder der Buchhalter, geschweige denn Barnier selbst. Außerdem hat Martin seinen Chef bestohlen und weiß, dass sein Chef Steuern hinterzieht. Zeit für den ersten Wutanfall von Barnier.