© Vanessa Weiss
Der Geheimagent
David Czesienski und Robert Hartmann inszenieren Joseph Conrads „Geheimagent“.
Adolf Verloc ist ein gewöhnlicher Mann, der 1886 im Londoner Stadtteil Soho einen Laden für pornografische Hefte und allerlei Kram führt. Und doch wird er Teil eines politischen Machtspiels, soll einen Anschlag verüben. Seine Bombe explodiert am Observatorium von Greenwich und löst Verschwörungstheorien aus.
Beginn eines Genres
Das was der britische Schriftsteller Joseph Conrad in seinem Roman beschreibt, ist keine Agentenaction á la James Bond oder Ethan Hunt, wie wir sie aus dem Kino kennen. Vielmehr geht es darum, wie gesellschaftliche Kräfte gegen- und miteinander kämpfen, um ihre Ziele kurzfristig umzusetzen. Die Story bringen die Berliner Regisseure David Czesienski und Robert Hartmann vom Künstlerkollektiv „Prinzip Gonzo“ auf die Studiobühne des Schauspielhauses. „Für uns war es erschreckend, wie viel Bezüge zur Gegenwart gezogen werden können, obwohl der Stoff 100 Jahre alt ist“, sagt Robert, „Die Figuren dehnen Wahrheiten, um private Ziele zu erreichen.“ David wirft ein: „Und sie übernehmen dabei keinerlei Verantwortung für die Zukunft.“ In ihrer Inszenierung fragen die beiden danach, warum die Protagonisten so egoistisch agieren. Dafür geben sie sich allerdings keiner Langsamkeit hin. „Die Figuren stehen durch direkte Nöte unter hohem inneren Druck“, beschreibt es Robert.
Aufgebaut wie ein Comicstrip
Der Druck kanalisiert sich in einer dynamischen Erzählweise, die durch das Bühnenbild gestützt wird. Die Schauspieler bewegen sich in ihren Rollen durch verschiedene Panels eines Comicstrips, können so in der Zeit vor und zurückspringen. „Wir haben uns von Graphic Novels inspirieren lassen“, sagt David. Auch die Figuren sind der zweidimensionalen Ästhetik einer Buchseite unterworfen. Dadurch hat die Inszenierung einen ganz anderen Blick auf den spannende Stoff von Joseph Conrad.
Der Geheimagent, Premiere: 5.4., 19.30 Uhr, Schauspielhaus, mehr Informationen
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Schauspielhaus/Theater Magdeburg
Otto-von-Guericke-Straße 64, 39104 Magdeburg
Theaterkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn