© Torsten Goltz
Julia Gamez Martin ist Maria Magdalena
Julia Gámez Martín wusste schon als Kind, was sie wollte: Musical und nichts anderes! Es folgte ein Musical-Studium an der Universität der Künste in Berlin. Hauptrollen übernahm die temperamentvolle Halbspanierin danach einige wie die Titelrolle des gleichnachmigen Musicals „Aida“, spielte die verruchte Prostituierte Lucy in „Jekyll und Hyde“ und gab der schillernden Dionne in „Hair“ ihre Stimme. Mittlerweile macht sie mehr als das. Gemeinsam mit Ariane Müller ist sie erfolgreich als musikalisches Comedy-Duo „Suchtpotenzial“ unterwegs und hat schon etliche Kleinkunstpreise gewonnen. Bei der Standup-Comedyshow „Nightwash“ sind sie Stammgäste. Zuletzt war sie als Sally Bowles in „Cabaret“ an der Semperoper zu sehen, nun ist sie die Maria Magdalena in Magdeburg.
Musical und Kabarett, wie passt das zusammen? Ich glaube, dass das eine das andere gut ergänzt. Ich hätte früher zum Beispiel nie gedacht, dass ich lustig bin. Meine Comedy-Kollegin Ariane Müller hat das aus mir herausgekitzelt.
Und wenn du dich heute zwischen Musical und Comedy entscheiden müsstest? Ich kann es nicht sagen. Mir würde beides fehlen. Es ist schon toll bei „Jesus Christ Superstar“ mit so einem großen Musical-Ensemble zu arbeiten und dem Orchester Songs zu machen. Ich mag das Familiengefühl, was über den Produktionszeitraum entsteht. Das ist allerdings nur von kurzer Dauer, viel mehr als zwei Monate sind es meist nicht. Dann geht jeder wieder seine Wege. Das ist wie Schlussmachen für mich. Ich bin da eher Langstreckenläuferin, will mich auf Personen einstellen. Hinzukommt, dass Musical-Castings überhaupt nicht meine Welt sind. Dabei bin ich immer total nervös und kann in den entscheidenden fünf Minuten nicht zeigen, was ich kann.
Gemeinsam mit Ariane Müller ist Julia Gamez Martin "Suchtpotenzial"
Das heißt, dass du dich in einem festen Engagement an Musiktheatern siehst? Nein, das ist es nicht. Denn ich schätze es, mit Ariane Abende zu improvisieren, selbst die Fäden in der Hand zu halten.
So nun zu „Jesus Christ Superstar“ – viel ist über deine Figur „Maria Magdalena“ nicht bekannt. Klar, lustig ist sie nicht. Stimmt, ich werde da keine Komödiennummer draus machen, das ist dabei völlig fehl am Platz. In den ersten Proben haben wir viel über die Beziehung zwischen Jesus, Judas und Maria Magdalena diskutiert. Maria ist eine Außenseiterin der Gesellschaft, wird als Prostituierte bezeichnet. Sie findet in der Gemeinschaft um Jesus Menschen, die sie mit offenen Armen empfangen. Man begegnet ihr ohne Vorurteile im Sinne von „Jeder Mensch ist gleich“. Das ist die Message des Stücks. Aus Maria macht es einen vollkommen anderen Menschen. Ich glaube, das kann jeder nachempfinden.
Sicherlich. Allerdings scheitert Jesus an seiner Idee und der Gemeinschaft. Genau, Jesus ist mit seiner Message von Nächstenliebe groß geworden, die Menschen sind ihm blind gefolgt. Erst durch Hetze ist er ans Kreuz genagelt worden. Das Musical schaut dabei besonders auf Judas und wie und warum er Jesus an die Hohepriester verraten hat. Nach Judas Verrat unterstützen selbst seine Apostel Jesus nicht mehr. Die PR-Maschinerie, die sich um Jesus aufgebaut hat, funktioniert dann nicht mehr. Man merkt, vielen ging es auch nur um seinen Ruhm. Das lässt sich auch auf die aktuelle Zeit beziehen, wenn man zum Beispiel an Steve Jobs & Apple denkt und wie sehr alle Apple-Jünger auf diese Produkte fixiert sind. Das ist auch ein Stück weit religiös. Ein Gerücht oder eine Lüge kann auch das Kartenhaus schnell zu Fall bringen.
Bleiben wir doch bei Religion. Wie stehst du dazu? Ich wurde zwar getauft und konfirmiert, dennoch bin ich bin Atheistin. Für mich ist die Bibel ein großartiges Drehbuch. Und als ich in Israel an all den Schauplätzen war, hat es mich schon sehr berührt und beeindruckt. Allerdings sehe ich Religionen kritisch, weil sie leider auch immer ein Herd für Hass und Ausgrenzung sind. Ich glaube an gute Gedanken und Taten. Was du gibst und wie du dich gegenüber anderen verhältst, bekommst du zurück.
Zur Veranstaltung: Jesus Christ Superstar, Premiere: 16. Juni, 21 Uhr, Vorstellungen bis 9. Juli
Dom zu Magdeburg "St. Mauritius und Katharina"
Am Dom 1, 39104 Magdeburg
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Täglich geöffnet Mai - Sept: 10-18 Uhr, April und Okt: 10-17 Uhr, Nov - Mrz: 10-16 Uhr, Sonn- und kirchliche Feiertage ab 11.30 Uhr, Eintritt frei.