© Katrin Freund
Gonzalo Galguera Dracula
Denn die Toten reiten schnell: Gonzo Galguera will Draculas Gefülswelt sichtbar machen.
Mit seinen Handlungsballetts hat Gonzalo Galgueras Ballettcompagnie bereits große Erfolge in Magdeburg gefeiert. Sie sind, sagt er, „die beste Form, um eine Company nach vorn zu bringen.“ Am Anfang seines Engagements vor 13 Jahren stand Aschenbrödel, praktisch Jahr für Jahr folgte ein weiteres. Zuletzt glänzte man mit dem orientalisch opulenten „Le Corsair“ oder dem düsteren Kriminalstück „America Noir“. Nun hat sich Galguera mit Bram Stokers Dracula eines großen romantischen Stoffes angenommen. Die Figur des blutsaugenden Vampirs wurde in der Romantik zur Verkörperung der dunklen, moralisch geächteten, dafür aber umso faszinierenderen Sehnsüchte des Menschen. Dabei ging die Urangst vor dem lebendig-begraben-Werden eine spannungsreiche Verbindung mit verdrängter Sexualität und Erotik ein. In Bram Stokers legendärem Roman nahm der Vampir 1897 in Form des Grafen Dracula bespielhaft Gestalt an. Auch dank bildgewaltiger Hollywood-Produktionen ist der untote Transsylvanier aus der europäischen Kulturgeschichte nicht mehr wegzudenken.
Die Herausforderung für Galguera bestand deshalb vor allem darin, wie man die Filmvorlage aus den Köpfen der Zuschauer bekommt. Er hält sich eng an der Originalvorlage, die mit ihrer abenteuerlichen Handlung zwischen Transsylvanien und London sowie einer düster-erotischen Spannung wie gemacht ist für ein Handlungsballett in bester romantischer Tradition. Dazu möchte er die Gefühlswelt Draculas sichtbar machen, was sich auch im Aufbau des Bühnebildes widerspiegelt.
Bildgewaltige Bühnenwelten
Für Galguera ist es die vierte Zusammenarbeit mit dem kroatischen Bühnenbildner Darko Petrovic (Wahlverwandtschaften, Raymonda). In Erinnerung sind vor allem seine orientalisch prächtigen Bilder für Le Corsair, als er in der Anfangsszene ein schwankendes Piratenschiff auf die Zuschauer zufahren ließ. Für Dracula entwirft der talentierte Kroate bildgewaltig-mystische Schwarz-Weiß-Welten, ein Schloss in Transsylvanien, ein Herrenhaus in London.
Musik für den Fürsten den Finsternis
Eine typische Dracula-Musik gibt es nicht. Wie schon in America Noir hat Galguera einen eigenen Sound für sein Ballett zusammengetragen. Spätromantiker wie Jean Sibelius und Edward Elgar treffen dabei die Moderne: Sergej Rachmaninow, Elizabeth Maconchy. Einziger Lebender unter den Komponisten ist der junge Russe Leon Gurvitch, den Galguera vor allem wegen seiner filigranen, zugleich sehr rhythmischen Musik ausgewählt hat. Zur Premiere will Gurvitch anwesend sein.
© HL Böhme
Opernhaus/Theater Magdeburg
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