© Kathrin Singer
Kimbo Ishii
Eine Muskelerkrankung der Finger beendete abrupt alle Träume. Kurz vor Studienende an der renommierten New Yorker Juilliard School musste Geiger Kimbo Ishii, der bereits etliche Preise errungen hatte, aufgeben. Ein Lehrer meinte, es mit Dirigieren zu versuchen. Das weckte zunächst wenig Begeisterung, Dirigenten hasste er. Schließlich war er Musiker. Und zwar einer, der es besser wusste! „Vielleicht ist es eine Strafe Gottes, dass ausgerechnet ich Dirigent werden sollte“, sagt Kimbo Ishii und lacht laut. Heute schätzt er die Erfahrungen als Musiker, um nun „auf der anderen Seite des Pultes“ zu stehen.
Junger temperamentvoller Orchesterchef
Er war Kapellmeister der Komischen Oper Berlin als er von einem Gastmusiker aus Magdeburg entdeckt wurde. Lange stand er sowohl auf der Wunschliste der Orchestermusiker als auf der der Intendantin. Beim Probedirigat erhielt er einen Großteil der Musikerstimmen. Dass die Begeisterung im Magdeburger Orchester nicht ungeteilt blieb, bedauert er offen. „Ich habe denen am Anfang teilweise grausame Dinge zugemutet“, sagt er und spricht von Erfahrungen, die er als junger, temperamentvoller Orchesterchef sammeln musste. Dem es aber immer um die Sache geht, um ein hochwertiges musikalisches Ergebnis. Auf seiner Homepage hat Kimbo Ishii ein „persönliches Wörterbuch“ eingestellt. Unter dem Stichwort „Dirigent“ zitiert er launisch den berühmten Kollegen Sergiu Celibidache. Ein Dirigent sei ein „verkappter Diktator, der sich glücklicherweise mit Musik begnügt.“ Immer wieder dreht sich das Gespräch um die Qualität der Musik, der er alles unterordnet, um die Unterschiede amerikanischer und europäischer Klangkörper, die ihn beeinflussen.
Unterwegs in Tokyo, Shanghai, Lima und Bratislava
Musikalische Praxis erlangte er in der Zusammenarbeit mit Orchestern aus aller Welt, darunter Tokyo, Shanghai, Lima, oder Bratislava. Ishii weiß die Erfahrung mit den Magdeburger Musikern zu schätzen, denen er in den verbleibenden zwei Jahren seines Engagements möglichst viel zurückgeben will. Denn „das Orchester hat mich zu einem besseren Dirigenten gemacht“, sagt er dankbar. Das habe er vor allem bei Gastdirigaten zu hören bekommen. Dass er hier seine Klangvorstellungen erfolgreich umsetzen konnte, belegen überregionale Kritiken jüngerer Produktionen wie „Der fliegende Holländer“, „Tosca“, „Die Braut von Messina“ oder „Die tote Stadt“, die die qualitative Entwicklung der 120-jährigen Magdeburgischen Philharmonie als auch ihres Dirigenten bestätigen. Für das Sinfoniekonzert beim Impuls-Festival teilt Kimbo Ishii sich den Chefposten mit Festivalintendant Hans Rotman. Und zwar wortwörtlich: Der Hallenser Komponist Thomas Buchholz schrieb ein Stück für zwei Orchester, die zeitgleich von zwei Dirigenten geleitet werden. Ishii ist gespannt auf das Ergebnis, aber gleichzeitig auch gelassen und schwört auf seinen Kollegen am Pult: „Wir brauchen einen guten Hör- und Sichtkontakt. Hans Rotman weiß, was er macht und hat ein gutes Händchen, auch für gute Proben.“ Die werden akribisch vorbereitet, denn es muss parallel in zwei Sälen geprobt werden. „Alles eine Frage der Planung“, sagt Ishii und grinst.
© HL Böhme
Opernhaus/Theater Magdeburg
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