© Gesine Born
Johannes Kirchberg
In seinem neuen Programm ist Johannes Kirchberg ganz der Alte. Aber schwer in Mode. Äußerlich mit gut sichtbaren „Gebraucht-aber-geliebt-Spuren“, doch innerlich topp und auf dem neuesten Stand.
Wie eine nagelneue Jeans, die erst durch ihren angesagt abgerissenen Vintage-Style ein Schweinegeld wert ist. Oder das Digitalradio, das im hölzernen Retro-Design daher kommt: Goebbels Schnauze jetzt mit USB. Oder aber das klavierlackpolierte Nostalgie-Telefon, unter dessen Wählscheibe das Display versteckt liegt, und das natürlich voll netzwerkfähig ist.
Oder wie das neueste Küchenmöbel im Shabby-Chic. So ist auch der neue Kirchberg. Außen betonen graumelierte Haare seinen Antik-Stil, der neue Anzug ist Retro-Retro, und die Lachfalten markieren den modernen Used-Look – so wie seine blauen Flecken unterm weißen Hemd: Gebraucht, weil geliebt. Spuren, die sich sehen lassen können.
Innen aber läuft Johannes auf der neuesten Version: Kirchberg 2.0.1.6 – seine neuen Lieder zielen fröhlich in die Mitte des Lebens und treffen dort alte Bekannte. Recycelte Songs sind voll ausgereift – und die Texte stürzen sich weiter lustvoll von einer Lebenskrise in die nächste. Kirchbergs neue Melodien sind spätestens beim zweiten Hören so, als kennt man sie schon lange: Echte Hits eben. Zum Mitlachen. Mitsingen. Mitmachen. Getreu dem Motto: Traurig sein können wir auch noch morgen. Dabei beweist er wie immer Charme, augenzwinkernde Weisheit und den typisch-hintergründigen Witz. Wie früher. Nur besser.