© Axl Klein
Carolin Kebekus
Carolin Kebekus: Kölner Schnauze mit Attitüde
Mit urkomischen Stand-Ups und Persiflagen macht sie selbst vor brisanten Themen wie der AfD (Song „Bitch der AfD“) nicht Halt. Darüberhinaus mimt die 37-Jährige „Mario Großreuss“, spricht über den modernen Mann, Produkte, die extra für Mädels kreiert wurden oder nimmt die Generation Facebook aufs Korn. Keine parodiert so schön wie Carolin Kebekus. Eine Kölnerin mit niveauvollen Gags, die auch im eigenen TV-Format „PussyTerror TV“ Kritik nicht scheut. Mittlerweile zählt Kebekus zu den Comedygrößen dieses Landes. Aktuell gibt sie auf Tour die „AlphaPussy“. Ein Gespräch über Rollenbilder, Feminismus, Ängste.
Du hast im Interview gesagt "Es müsste einen neuen sexy Feminismus geben." Kürzlich warst du bei der Ziehung für den DFB-Pokal die Losfee. Ist das nicht ein Widerspruch? Warum? Ich trug ja keinen sexy Bikini. Letztes Jahr hat das Mark Forster gemacht, ich find es mega, dass ich das machen durfte. Weil es sonst nur Männer machen, find' ich es doppelt gut.
Definiere mal "sexy Feminismus"! Der Begriff „Feminismus“ hat für viele eine komische Bedeutung, als würde man Männer hassen und total unweiblich sein. Daher schreckt es viele junge Frauen ab. Ich finde, man kann Feministin sein und trotzdem sehr gerne mit Männern ins Bett gehen.
Gefällst du dir in der Rolle als "AlphaPussy" und gleichzeitig Sprachrohr vieler Frauen? Klar. Es ist natürlich eine total überspitzte Rolle auf der Bühne. Ich habe allerdings nicht den Anspruch für alle Frauen zu sprechen, ich kann nur für mich sprechen und das dann spiegeln.
Wie feministisch bist du privat? Wer wäscht ab oder kocht? Ich bin wie jeder andere ein normal fauler Mensch, der nichts gerne im Haushalt macht. Ich bin aber nie so geprägt wurden. Ich weiß zum Beispiel wie man mit einer Bohrmaschine umgeht. Ich unterliege aber denselben Dingen wie andere Frauen auch. Ich glaube zum Beispiel, dass ich für denselben Job schon oft weniger bezahlt wurde als ein Kollege.
Wie behält man in der Beziehung als Frau die Hosen an? Das muss jedes Paar für sich selber entscheiden. Es kommt immer auf die Beziehung an, wenn jemand sagt, ich bin total gerne zu Hause und kümmere mich um die Familie, dann soll er es so machen. Wenn es allerdings aufgezwungen wird, ist es nicht richtig.
Und wie geht man mit Männern um, die solche Rollenbilder haben? Die würden einfach nicht in mein Beuteschema fallen.
Wann bist mal Tussi? Wenn der Umgang mit Spinnen Tussi ist, dann bei dem Thema, denn ich mag keine Spinnen. Aber da gibt es auch nicht typisch Frau und typisch Mann, weil ich neulich mit einem Typ, der Arachnophobie hatte, unterwegs war und er dermaßen ausgetickt ist.
Du gibst stets die taffe Braut. In welchem Momenten bist du schüchtern? Klar, im Privaten passieren mir auch oft Sachen und mir fallen erst Tage später die coolen Sprüche für die Situation ein. Ich bin ja auch keine Maschine (lacht).
Was macht dir Angst? Ich bin kein ängstlicher Mensch und es ist ein großes Glück ohne Ängste zu leben.
Du nimmst das Leben also wie es kommt? Ja, tatsächlich. Ich hatte schon großen Respekt davor, als ich mich selbstständig gemacht habe und dachte, hoffentlich klappt alles. Aber war nie ängstlich, dass ich mal in der Gosse ende oder mit irgendwelchen Entscheidungen nicht glücklich werde.
Du hast schon Bill Kaulitz oder Frauke Petry parodiert. Wann hast du gemerkt, dass dir sowas liegt? Ich bin eigentlich kein klassischer Parodist so wie Max Giermann. Aber ich habe schon als Kind gemerkt, dass ich gerne Leute zum Lachen bringen will und das auch kann. Ich glaube, das ist ein Teil meiner Persönlichkeit.
Warst du schon der Klassenclown in der Schule? Ja. Es gibt so ein Buch zum Abitur. Darin wurde von meinen Mitschülern schon genau prophezeit, was mit mir passieren wird.
War "Pussy Terror TV" dein endgültiger Durchbruch? Schwer einzuschätzen. Als ich das erste Mal den Comedy-Preis moderiert hab, bin ich in kaltes Wasser gesprungen und fand es cool, so eine Verleihung gemeistert zu haben. Oder die Premiere meiner Soloshow - Da habe ich schon gemerkt, das ist der Grundstein für eine erfolgreiche Bühnenkarriere.
Welche Vorbilder hast du in Sachen Moderation/Stand-Up bzw. welche Kolleginnen schätzt du? Ich war schon als Kind großer Gaby Köster-Fan. Anke Engelke und Martina Hill sind super. Im Schauspiel hab ich mit Jasmin Schwiers gedreht, die ist so talentiert und lustig. Ich finde Dunya Hayali großartig und Janine Michaelsen bei Pro7 total unterrepräsentiert.
Bist du aufgeregt auf der Bühne? Unheimlich. Ich habe aktuell seit Juni nicht mehr gespielt und fange Mitte September wieder an und bin jetzt schon nervös. Aber ohne die Nervosität wäre man unterspannt. Es gehört dazu, dass man sich bewusst ist, ich geh da gleich raus und 5000 Leute erwarten Einiges von mir.
Wieviel Improvisation gibt es bei deinen Bühnenshows? Es ist immer irgendwie ein bisschen anders. Ich bin aber auch nicht der klassische Comedian, der mit dem Publikum redet. Dazu hab ich viel zu viel vorbereitet, was ich den Besuchern erzählen will.
Wie gehst du mit Hatern um? Welche Posts haben dich nachhaltig beschäftigt? Wenn ich einen Shitstorm habe, informieren mich Menschen darüber. Ich lese es aber nicht durch, weil es sowieso immer das gleiche ist. Bei Frauen wird es schnell sexuell und jeder rät dir, dass du dich mal richtig durchbumsen lassen solltest, um wieder gut drauf zu sein!
Greifst du solche Sachen auch für deine TV-Show auf? In der Sendung nicht, auf der Bühne habe ich dazu schon eine Nummer gemacht, die ich auch beibehalten werde.
Welchen Trash wie Topmodel, Promi Big Brother oder Dschungelcamp guckst du nur heimlich? Früher mehr, mittlerweile hab' ich aber das Gefühl, dass nichts Neues passiert. Ich werde davon mehr heruntergezogen als von Hasskommentaren. Meine private Zeit ist mir zu wertvoll inzwischen, um mir das immer reinzuziehen.
Sind solche Sendungen nicht perfekte Grundlage für deine Show? Klar, ich weiß schon, was da in etwa gerade passiert. Manchmal schaue ich es sogar direkt mit unseren Autoren und schreibe mit.
Zur Veranstaltung: Carolin Kebekus, 13. Oktober , Sendung „PussyTerror TV“, 26.10., ARD
© Engelhardt