© Max Sonnenschein
Milan Peschel
Milan Peschel inszeniert am Schauspielhaus Magdeburg "Die Letzten" von Maxim Gorki
„Ich erwarte von Schauspielern, dass sie auf der Bühne um ihr Leben kämpfen.“, sagt Milan Peschel und meint natürlich das Spiel. Seit Anfang Januar inszeniert er am Schauspielhaus Maxim Gorkis Drama „Die Letzten“. Im übertragenen Sinne gekämpft wird auch dort innerhalb der Familie Kolomijzew. Als Gorki das Stück 1907 schrieb, befand sich das zaristische Russland zwischen zwei Revolutionen – in einer Zeit des Umbruchs, die große gesellschaftliche Verwerfungen mit sich brachte. Anhand der Kolomijzews zeigt Gorki das Leben des dekadenten Adels, der an seinem von Korruption und eingeübten Machtgefügen bestimmten Leben festhalten möchte.
Machtspiele bei Maxim Gorkis Drama "Die Letzten"
Im Vordergrund steht Iwan, Polizeichef und Oberhaupt der Familie. „Im Grunde ist er wie ein großes Kind, das zu viele Wünsche erfüllt bekommen hat“, analysiert Peschel. Auf rigorose Art und Weise übt Iwan Macht auf die Familie aus, worunter seine Frau Sofja, aber auch die Kinder leiden. Die titelgebenden „Letzten“ sind die jüngsten Kinder der beiden, Vera und Pjotr. „Als Zuschauer verbindet man mit ihnen gewisse Hoffnung. Aber auch sie werden schnell desillusioniert.“
Magdeburg und Maxim Gorki
Gorkis Drama hat einen besonderen Bezug zu Magdeburg. Genau ein Jahr nach der Wiedereröffnung des im 2. Weltkrieg schwer zerstörten Centraltheaters unter dem neuen Namen Maxim-Gorki-Theater wurde es zu Ehren des Namenspatrons und des 72. Geburtstages von Josef Stalin am 21. Dezember 1951 genau dort erstaufgeführt.
Jetzt, fast 70 Jahre später, setzt Milan Peschel das russische Familiendrama erneut in Szene. Und wieder steht unser Gesellschaftssystem kurz vor einem Punkt, an dem es nicht mehr weitergehen kann, wie bisher. „Seit dem Mauerfall 1989 konnte sich der Kapitalismus ungebremst verbeiten. Wenn wir heute überleben wollen, sollten wir dieses System der totalen Ausbeutung aller Ressourcen in Frage stellen. Wir wissen nicht, welche Umwälzung die erste sein wird – die digitale Revolution, die Klimakatastrophe, die Überbevölkerung. Aber irgendwas wird kommen“, meint Peschel.
Milan Peschel mag es laut
Um Ende Februar Premiere feiern zu können, probt er derzeit täglich mit dem Magdeburger Ensemble. Die Rolle des Familienvaters Iwan Kolomijzew übernimmt Zlatko Maltar. In den weiteren Rollen sind unter anderem Marian Kindermann, Antonia Sophie Schirmeister und Léa Wegmann zu sehen. Für das Bühnenbild und die Kostüme ist Peschels Frau, Magdalena Musial verantwortlich. Auf die Frage, wie denn das ganze Drama auf der Bühne umgesetzt wird, meint Peschel: „In jeder meiner Inszenierungen wird es auch mal laut. Ich bin nicht unbedingt ein Mann der ganz leisen Töne.“
© Engelhardt
Schauspielhaus/Theater Magdeburg
Otto-von-Guericke-Straße 64, 39104 Magdeburg
Theaterkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn