© Max Patzig
Matthias Fontheim
Inszeniert Bunbury am Schauspielhaus: Matthias Fontheim
Spiegel braucht die Bühne, auf der Regisseur Matthias Fontheim Oscar Wildes „Bunbury“ inszeniert, so einige. Eine Sofalandschaft à la „Wetten...dass!?“ gibt es auch: willkommen im Kabinett der Oberflächlichkeiten. Der schöne Schein muss gewahrt werden, zu welchem Preis ist egal. Als Oscar Wilde Anfang des 20. Jahrhunderts „Bunbury oder Ernst sein ist alles“ schrieb, hielt er den Damen und Herren der Oberschicht einen Spiegel vor, nicht mit einer Boulevard-Komödie, sondern mit dem Humor, der sich über Sprachwitz und vor allem eins – Überspitzungen – transportiert.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Freunde Algernon und Jack. Die reden sich gerne aus lästigen Verpflichtungen heraus, allerdings mit Freunden, die nicht existieren. Alles wäre so einfach, wenn da nicht romantische Verwicklungen wären. Oberflächlichkeiten, davon gibt’s in der Gegenwart sicher auch einige zu diskutieren. Denken wir nur an Instagram und Co. Davon nimmt Matthias Fontheim in seiner Inszenierung allerdings Abstand. „Es ist ein Stück über Menschen, die gerne reden, viel über sich reden. Wir wollen das über das Fernseh- und Showcharakter-Setting transportieren. Klar tragen Instagram und Co. auch zu Oberflächlichkeiten bei, aber wir wollten nicht, dass jeder mit einem Smartphone über die Bühne läuft.“ Die vierte Wand übergeht der Regisseur im Stück, sprich: die Spieler sprechen das Publikum an. Müssen sie, denn der Humor transportiert sich auch über die Scheinheiligkeit der Protagonisten, da nimmt das Publikum die Position als stiller Lästerpartner ein und erkennt sicherlich auch eigene schlechte Angewohnheiten wieder. Denn seien wir doch ehrlich: wir sind doch alle manchmal oberflächlich. Matthias Fontheim führt uns das mit seiner Inszenierung von Oscar Wildes „Bunbury“ nur um das zehnfache schlimmer vor und das lässt es umso humorvoller werden.
© Engelhardt
Schauspielhaus/Theater Magdeburg
Otto-von-Guericke-Straße 64, 39104 Magdeburg
Theaterkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn