Was für eine Ironie! Frankreichs bekanntester Komödiendichter Molière schreibt ein humorvolles Stück über einen Hypochonder, wo der der Tod eine wiederkehrende Rolle einnimmt und so zum Ursprung des Lachens wird. Die Hauptrolle bei der Uraufführung 1673 spielt Molière selbst. Bei der vierten Vorstellung bricht er auf der Bühne zusammen. Es ist Molières letztes Stück, aber was für eines. Wieder einmal stellt er dabei seine genaue Beobachtungsgabe unter Beweis. Er kreiert Stereotypen von Menschen, mit denen er die französische Gesellschaft in einem kleinen Kosmos einfängt, im Stil der italienischen Commedia dell'Arte, humorvoll aber auch tragisch, also wie geschaffen für einen locker leichten Sommertheaterabend. Unter der Regie von Teo Vaddersen entführt uns nun das Poetenpack in die widersprüchlichen Welten vom eingebildeten Kranken Argan, in denen die Armseligen reich sind und Diktat über ihre Mitmenschen ausüben.
© Constanze Henning
Der eingebildete Kranke - Ensemble Poetenpack
Der eingebildete Kranke - Ensemble Poetenpack
Argan ist Hypochonder. Er hat natürlich alle Krankheiten dieser Welt oder zumindest die Symptome. Was tut er also? Er holt sich Rat. Die Ärzte können ihm nicht helfen. Macht nichts, die Hauptsache: der Patient bezahlt. Selbst unnötigen Behandlungen stimmt Argan zu, nur um seiner Angst vor dem Tod zu entfliehen. All das strahlt auch auf sein Umfeld aus. Seine Tochter sieht er zum Beispiel als Ehefrau eines promovierten Jungdoktors. „Argan ist sehr einsam, hat ein riesiges schwarzes Loch in der Seele, welche immer wieder um Hilfe ruft“, sagt Vaddersen. Sein Ankerpunkt: die Hypochondrie. Das erkennt allerdings nur das Publikum. Daraus generiert sich auch der Humor des Stücks. Die krankhafte Besessenheit Argans wird bis zum Höhepunkt getrieben, allerdings ohne die Ernsthaftigkeit der Thematik außen vor zu lassen oder gar in Slapstick abzugleiten. „Es ist ein wissender Humor. Man muss die Sache ernst nehmen, um ein Lachen zu erzeugen, das heilsam ist.“
Zur Veranstaltung: Poetenpack: Molière - Der eingebildete Kranke, Premiere: 3.8., weitere Termine
© Andreas Lander