© Stefan Klüter
Marie Ulbricht gewinnt Förderpreis für junge Künstler
Die eisblaue Augen von Marie Ulbricht passen zur dramatischen Geschichte einer Familie von Gefrierforschern
Zu ihrer eigenen Preisverleihung kann Marie Ulbricht nicht anwesend sein. Während im Opernhaus der Förderpreis für junge Künstler auch an sie verliehen wird, gibt die junge Schauspielerin die Hauptrolle in der Premiere von „Moskauer Eis“, jener dokumentarisch genauen Familiengeschichte von Gefrierforschern und Kühlanlagenbauern, an der entlang Annett Gröschner den Zusammenbruch des DDR-Systems erzählt.
Eine irrwitzige Suche nach der Wende
1991: Annja Kobe findet ihren Vater, einen einst anerkannten Kälteingenieur, tiefgefroren in der Kühltruhe. Letztes Experiment des Wissenschaftlers, letzte Rache der SED-Bezirksleitung, Selbstmord? Annjas Suche nach den Hintergründen wird zu einer teils irrwitzigen Reise in die Vergangenheit des abhanden gekommenen Staates sowie der Familie, deren Faible für Zustände rund um den Gefrierpunkt über Generationen vererbt worden ist.
Warten auf das Moskauer Eis
Was es mit den legendären Plastelöffeln mit den Namen „Gabi“, „Lutz“ und „Maik“ auf sich hatte, musste sich Marie Ulbricht von ihren ostdeutschen Kollegen erklären lassen. Ansonsten befindet sich die gebürtige Hamburgerin, Jahrgang 1987, ähnlich wie die Figur Annja Kobe auf Entdeckungsreise. Das Eintauchen in die jüngste deutsche Geschichte, begreifen, was in der Familie passiert ist, der eigenen Identität nachspüren und vor allem, was davon heute noch relevant ist, 25 Jahre danach. Gröschner zeichne ein Bild eines Lebens in der DDR, das so schillernd wie jedes andere auf der Welt sein könne, hieß es in der Presse über Gröschners Erstling. Das ist es auch, was es für junge Menschen wie Ulbricht oder auch die auf Ibiza aufgewachsene Regisseurin Lydia Bunk greifbar macht und ihnen ermöglicht, die ihnen zuweilen fremden Vorgänge in der Geschichte zu erforschen und emotional nachzuerleben. Das „Moskauer Eis“ von heute hat das Ensemble übrigens noch nicht verkostet, Marie Ulbricht hofft deshalb inständig auf die Endproben. Dann werden die Papp-Attrappen aus der Requisite endlich durch die echte Köstlichkeit ersetzt.
Zur Veranstaltung: Premiere Moskauer Eis, 1.4., weitere Termine
© Engelhardt
Schauspielhaus/Theater Magdeburg
Otto-von-Guericke-Straße 64, 39104 Magdeburg
Theaterkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn