© Marcus Lieberenz
Wird es Orgon gelingen, den Manipulator Tartuffe zu entzaubern?
Er hat die Komödie im 17. Jahrhundert sozusagen hoffähig gemacht. Passend zum diesjährigen 400. Geburtstag von Jean-Baptiste Poquelin alias Molière zeigt das freie Potsdamer Theater Poetenpack natürlich eine Komödie des großen französischen Dramatikers. Sein „Tartuffe“ – zu deutsch: Der Betrüger – dessen Premiere 1664 auf Schloss Versailles stattfand, ist der unsterbliche Klassiker über Schein und Sein, über Täuschung und Selbstbetrug. „Auch wenn Molière den Betrüger ‚Tartuffe‘ im Titel nennt, ist für uns der Bürger Orgon das Zentrum, die eigentliche Hauptfigur des Stücks. Gemeinsam mit ihm tauchen wir ein in die Welt der Lüge und der Manipulation – und stellen uns die Frage, woher unser Wunsch rührt, an die Tartuffes dieser Welt zu glauben. Denn zu jeder Täuschung gehört immer auch einer, der bereit ist, sich täuschen zu lassen“, erklärt Kai O. Schubert, Regisseur der Sommertheater-Inszenierung. Zum Stück: In einer Zeit allgemeiner Verunsicherung hat sich Tartuffe als Verfechter moralischer Tugenden und als Ratgeber auf die komplexen Fragen des Alltags in das Haus eines wohlhabenden Bürgers eingeschlichen. Gastgeber Orgon ist dankbar für Tartuffes Erklärungen und glaubt fest an seine einfachen Wahrheiten. Er preist ihn als uneigennützigen Freund der Familie, verehrt und beschenkt ihn wie einen gottgesandten Propheten. Den übrigen Hausgenossen gilt der von der Straße aufgelesene Hungerleider allerdings nicht als weiser Helfer, sondern als betrügerischer Scheinheiliger, dem es nur um Macht und Geld geht. Wird es der Familie gelingen, ihr Haus aus den Händen des trickreichen Manipulators zurückzugewinnen?
© Andreas Lander