© Theater Magdeburg
Lohengrin
Es gibt Menschen, die reißen gleich abwehrend Hände hoch, wenn sie den Namen Wagner in Zusammenhang mit Oper hören. Dieselben Personen horchen aber möglicherweise auf, wenn die Gralserzählung erklingt. Jetzt eröffnet das Theater Magdeburg die Chance, jene Oper live zu erleben, aus der die wunderbare Arie stammt. Denn mit Wagners „Lohengrin“ beginnt die Spielzeit 2014/2015. Die Titelpartie singt der US-amerikanische Tenor Corby Welch, die Elsa von Brabant Elizabeth Llewellyn, und die musikalische Leitung liegt in den Händen von Titus Engel.Grundlage des Stoffes bildet das Versepos „Parsival“ von Wolfram von Eschenbach.
Historischer Hintergrund sind Ereignisse in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts in Brabant. Das Werk ist der absolute Höhe- und zugleich Endpunkt der romantischen Oper. Es wurde 1850 unter der Stabführung von Franz Liszt in Weimar uraufgeführt.Das Stück erzählt die Geschichte vom Gralsritter Lohengrin, der als Beschützer der Elsa von Brabant erscheint, und unter der Bedingung, dass sie ihn nie nach Namen und Herkunft fragt, ihr Ehemann wird: Nie sollst du mich befragen! Doch als Elsa ihr Versprechen bricht, muss der Ritter zum Gral zurückkehren. In der Aufführungstradition des „Lohengrin“ widerspiegeln sich Extreme. Die Interpretation reicht von der Vereinnahmung durch die nationalsozialistische Ideologie bis zu Lohengrin, dem Bankenretter.
All das liegt Andreas Baesler, dem Regisseur der Magdeburger Aufführung, fern. Er erzählt eine Geschichte von Macht, Liebe und Vertrauen. Er nimmt Wagners utopische Vision in den Blick und berichtet über Sehnsüchte von Menschen, die ihre spirituellen Wurzeln verloren haben. Die Inszenierung sucht die Vorlage nicht nach einer bestimmten Zeit ab, sondern kreiert ihre eigene. Sie übersetzt die Wagnerschen Vorstellungen in eine Art Fantasy-Welt. Das Regieteam (Bühne: Harald Thor; Kostüme: Tanja Hofmann) plant eine Sphäre, die Phantastisches und Romantisches ausstrahlt. Es sollen Geschehnisse veranschaulicht werden, die sich in unbestimmter Zukunft abspielen und eine Beklommenheit schaffen, die an die Welt eines George Orwell erinnert.Chefdramaturgin Ulrike Schröder nennt „Lohengrin“ das publikumswirksamste Stück des Komponisten. Und Andreas Baesler beteuert: „Trotz ihrer Rätselhaftigkeit versteht man die Geschichte mühelos. Die Musik zieht den Hörer unweigerlich in ihren Bann. Sie hat die Qualität eines guten Hollywoodfilms. Man kann ohne Übertreibung sagen, Lohengrin ist ein Blockbuster.“
Richard Wagner: „Lohengrin“, Premiere 18. September, 18.30 Uhr, Opernhaus