© Andreas Lander
Generalmusikdirektorin Anna Skyrelva hat sich intensiv mit Eugen Engel und seiner Partitur beschäftig
Frau Skryleva, wie kommt es, dass diese Oper gerade in Magdeburg uraufgeführt wird?
Zunächst war es Zufall. Ein sehr musikinteressierter Bekannter von mir lernte über eine Stolpersteinverlegung in Berlin Lieder von Eugen Engel kennen und forschte nach weiteren Kompositionen. Er nahm Kontakt mit der Enkelin des Komponisten auf, die in Amerika lebt, und erfuhr, dass es auch eine Oper gibt, die noch nie aufgeführt wurde. Er bekam eine Kopie des Klavierauszugs. Er wusste, dass ich bald ein Engagement in Magdeburg antreten würde und meinte, zumal der Librettist Hans Bodenstedt aus der Stadt stammt und die Handlung in Tangermünde spielt, dass das Werk vielleicht für Magdeburg interessant sei. Ich habe mich ans Klavier gesetzt, war begeistert und habe Karen Stone kontaktiert. Wir suchten gerade noch ein interessantes Projekt für Karens letzte Spielzeit. Weitere Schritte zur direkten Kontaktaufnahme mit den Erben folgten dann.
Welche Vorarbeiten waren notwendig, um das Material aufführungsreif zu machen?
Das war sehr aufwendig. Es gab nur eine Partitur und den Klavierauszug. Viele Komponisten, wie z. B. Wagner, komponieren am Klavier, schreiben einen Klavierauszug und nehmen dann die Orchestrierung vor. Bei Eugen Engel ist es umgekehrt, zum Glück, sonst wäre das Projekt nicht möglich gewesen. Wir haben ein professionelles Institut beauftragt, die Komposition Note für Note für jedes Instrument auszuarbeiten und „Grete Minde“ ist, was das betrifft, durchaus mit Wagner vergleichbar. Ich und noch mehrere andere haben das dann noch einmal sorgfältig gegengelesen. Das Ganze hat etwa zwei Jahre gedauert. Ich spreche gar nicht von den Kosten. Das hat sehr viel gekostet. Aber das war es uns wert, künstlerisch und es ist auch einmalig, die Uraufführung einer Oper, deren Urheber tot ist. Ich kann ihn nicht fragen und ich hätte Fragen. Ich muss alles allein in meine künstlerische Verantwortung nehmen.
Wie ordnen Sie die Oper zeitlich und musikalisch ein?
Sie entstand Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre. Zu der Zeit gab es z.B. Weil/Brecht, Schönberg, auch Strawinski war schon sehr präsent. Stilistisch ist die Oper eine gute Mischung aus Wagner und Strauß. Mitunter hört man einen direkten Einfluss von „Rosenkavalier“, auch von „Meistersinger“. Es erinnern auch Stellen an „Parsifal“. Es ist eine sehr qualifizierte sinnliche Musik. Was mich besonders fasziniert ist, dass er, ein jüdischer Kaufmann, in dieser Zeit eine spätromantische deutsche Oper schreibt.
Ist die Sicht auf die Figur Grete Minde für Sie als Dirigentin und emanzipierte Frau interessant?
Als ich das Stück zum ersten Mal gespielt habe, war Grete Minde nicht der erste Punkt, der mich bewegt hat, diese Oper aufzuführen. Das war nicht meine Motivation. Jetzt in der Probenarbeit beschäftigen wir uns nicht mit Eugen Engel, sondern mit Grete Minde. Sie ist die Zentralfigur. Ich habe mit großem Interesse die Novelle von Fontane gelesen. Nach der Premiere fahre ich nach Tangermünde.
© HL Böhme
Opernhaus/Theater Magdeburg
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