© Kathrin Singer
Freiräume, um sich auszuprobieren: Das Late Night Format "Katzengold"
Geht man ins Theater, weiß man in der Regel schon genau, was einen erwarten wird. Schließlich kann man sich schon vor Beginn der Aufführung in üppige Beschreibungen vom Stück, dem Ensemble, und Hintergründen der Inszenierung einlesen. Bei „Katzengold“, der neuen Veranstaltungsreihe vom Theater Magdeburg, läuft das ein bißchen anders. Als „Spielwiese für alle Mitglieder des Hauses“ ist diese ausgeschrieben. Schauspieler, Musiker, Techniker - alle bekommen hier die Möglichkeit, einen Abend mit einer Performance zu gestalten. Die Beschreibungen, was einen genau erwartet, sind im Vorhinein nur vage. Etwa dreimal im Monat hat jeder die Möglichkeit, kostenlos ins Kasino des Schauspielhauses einzukehren - und sich dann einfach mal überraschen zu lassen, was passiert.
Darauf lass ich mich ein, am heutigen Abend. Das Kasino ist gefüllt, teils mit Leuten, die vorher noch eine andere Abendvorstellung besucht haben, teils kommen auch interessierte Magdeburger einfach so dazu. Vorne sitzen drei Schauspieler vom Ensemble, seriös gekleidet in einem Setting, das an das „literarische Quartett“ erinnert. Erst wird der Abend noch als eine Lesung von Erstlingswerken der Schauspieler angekündigt. Schnell entpuppt sich daraus aber eine wirklich amüsante Comedy-Performance: die Schauspieler haben Geschichten mitgebracht, die sie selbst in jungen Kindesjahren geschrieben haben. Die versuchen sie nun dem Publikum als seriöse Werke zu verkaufen und können sich dabei oftmals selbst nicht das Lachen verkneifen. Die Zuschauer lachen ebenso herzlich mit, tosender Applaus am Ende zeugt von einem gelungenen Abend. „Ich wusste anfangs wirklich nicht, worauf das hier hinauslaufen wird. Aber am Ende war ich vollends begeistert.“, fasst es ein junger Student zusammen.
Genau das ist nämlich der Sinn von „Katzengold“, wie es auch das Theater Magdeburg selbst erklärt, indem es den Titel genauer betrachtet. Katzengold ist ein Synonym für das Mineral Pyrit. Kein echtes Gold, dafür aber trotzdem schön anzusehen und eher von ideellem und ästhetischen Wert. Diese Attribute treffen eben auch auf die Veranstaltungsreihe zu. Man gebe Freiräume, sich auszuprobieren, und dass fruchte auch in gelungene Ergebnisse.
Im Dezember finden drei weitere Teile der Reihe statt. Die fangen jeweils erst 21 Uhr und später an, gehen teils über Mitternacht hinaus und sind damit im besten Sinne "Late Night Shows": Da geht es in einer "hochprozentigen" Impro-Talkshow um das Thema Weihnachten, gefolgt von einer Zeitreise im Spiegel der Presse; sowie einer Analyse von Weihnachtsfilmen. Gespannt, was da genau bei herauskommt? Einfach mal vorbeischauen.
© HL Böhme
Opernhaus/Theater Magdeburg
Universitätsplatz 9, 39104 Magdeburg
Theaterkasse im Opernhaus Mo bis Fr: 10.00 bis 18.30 Uhr, Sa: 10.00 bis 14.00 Uhr Sonn- und Feiertags: geschlossen. Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.