© Nilz Böhme
Rusalka
Raffaela Lintl
Die Geschichte von der Wassernixe, die aus Liebe Mensch werden will und tragisch scheitert, ist ein beliebtes Motiv des 19. Jahrhunderts. Zu den bekanntesten Titeln zählen „Undine“ von Friedrich de la Motte Fouqué und Hans Christian Andersens „Die kleine Meerjungfrau“. Menschen, die im Musiktheater beheimatet sind, kennen die erfolgreichste Oper Antonín Dvořáks, „Rusalka“, die bis heute heimisch ist in den Spielplänen in Europa und darüber hinaus. Ein Titel eroberte seit der Uraufführung 1901 in besonderer Weise die Ohren und Herzen: Das „Lied an den Mond“. Es gehört zweifellos zu den bekanntesten und beliebtesten Opernarien weit über jegliche Theateraufführungen hinaus. Sopranistinnen auf aller Welt träumen vermutlich davon, die Titelpartie und dieses Lied auf einer großen Bühne singen zu dürfen. Für Raffaela Lintl erfüllt sich jetzt dieser Traum, denn das Theater Magdeburg eröffnet die Spielzeit 2017/2018 mit Dvořáks Oper und Raffaela Lintl als Rusalka.
Geschichte von Rusalka aus der Perspektive der Wassergeister
Die Augen der jungen Sängerin strahlen, wenn sie sagt: „Die Partie bietet sängerisch und schauspielerisch eine große Bandbreite. Die Rolle ist einfach ein großer Traum.“ In der Inszenierung von Stephen Lawless (Regie) erhöht sich die darstellerische Herausforderung in besonderer Weise, weil Frau Lintl etwa ein halbe Stunde, um so den Fischschwanz der Wasserjungfrau zu simulieren, mit zusammengebundenen Beinen spielt. Und nicht nur das, die sprachlose Nixe lernt nicht allein laufen, sondern sogar tanzen. Dvořák und sein Librettist Jaroslav Kvapil erzählen Rusalkas Geschick stark aus der Sicht der Wassergeister, weniger aus der Perspektive der Menschen. Entsprechend dominieren Lieder und Szenen, welche die Atmosphäre der Nixen- und Hexenwelt einfangen. Gestalten wie die des Wassermanns (Johannes Stermann) und der Hexe (Undine Dreißig) prägen wesentlich den musikalischen und szenischen Horizont. Kann man aber einem märchenhaften Stoff auch eine Aussage für Heute, die über das Märchen hinausreicht, abgewinnen? „Ja, nämlich auf der psychologischen Ebene“, sagt Dramaturg Thomas Schmidt-Ehrenberg. „Es ist die Geschichte eines Erwachsenwerdens. Rusalka legt bestimmte romantische, kindliche Vorstellungen ab.“ Und Schmidt-Ehrenberg zitiert einen Satz des Regisseurs: “Das Stück beginnt wie ein Märchen und endet, als hätte Strindberg es geschrieben!“ Die Unschuld der jungen Rusalka sieht Regisseur Lawless im romantischen Ballett des 19. Jahrhunderts widergespiegelt und nimmt es deshalb als Folie für seine Inszenierung. Damit erklärt sich auch, dass Rusalka nicht nur laufen, sondern auch tanzen lernt.
© HL Böhme
Opernhaus/Theater Magdeburg
Universitätsplatz 9, 39104 Magdeburg
Theaterkasse im Opernhaus Mo bis Fr: 10.00 bis 18.30 Uhr, Sa: 10.00 bis 14.00 Uhr Sonn- und Feiertags: geschlossen. Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.