©Carmen-Jasmyn-Hoffmann
Susanne Serfling singt die Salome
Susanne Serfling singt die Salome
Angenommen, man startetet eine Umfrage zum Stichwort „Salome“, dann würden viele Menschen vermutlich eher an die Märchen aus 1001 Nacht oder an diverse Schlager denken, kaum jemand an eine Oper von Richard Strauss. Der Österreicher komponierte sie nach dem gleichnamigen Drama von Oscar Wilde, dessen Text er für seine Intensionen kürzte. Mit der Uraufführung von 1905 zählt „Salome“ zu Strauss‘ frühen Opern, musikalisch gesehen steht sie am Wendepunkt zur Moderne.
Salomes Tanz als Motiv
Die „Urgeschichte“ ist im Markusevangelium nachzulesen: Salome, die Tochter der Frau des König Herodes, fordert als Belohnung für ihren Tanz den Kopf des Johannes des Täufers (Jochanaan) für ihre Mutter. Dieses Geschehen beflügelte in späteren Zeiten die Phantasie zahlreicher Künstler auf unterschiedlichste Weise und hat eine lange Wirkungsgeschichte. Bei Oscar Wilde wird enttäuschte Liebe zu Salomes Motiv. In der gängigen Interpretation der Opernhandlung ordnet man Jochanaan und Salome gegensätzlichen Welten zu – Jochanaan als weltflüchtiger Prophet und Asket, der das Leibliche verneint, und Salome als Vertreterin lasterhafter Erotik, als femme fatale.
Salome tanzt im vorderen Orient
Ulrich Schulz, der Regisseur der neuen Magdeburger Inszenierung, deutet die Handlung in das heutige Krisengebiet Vorderer Orient hinein. Er betont die Brisanz, die in der Geschichte steckt: Ein militärisch nach draußen abgeschotteter Hinterhof ist Ort des Geschehens, Jochanaan ein islamistischer Gefangener, ein politischer Aufrührer, der dem Alten Testament näher ist als der Bergpredigt, der gegen Freiheit und gegen Dekadenz wettert und Untergangsvisionen beschwört. „Er gebraucht Worte, die durchaus aus dem Mund heutiger Salafisten kommen könnten“, sagt der Regisseur. Schulz erfindet signifikante Bilder, die das Orientalische anders als herkömmlich bedienen: Im berühmten Tanz der sieben Schleier ersetzt er das Stereotyp Bauchtanz durch eine heutige Assoziation: Die Szene beginnt mit einer Totalverschleierung (Nikab) und endet in der nackten Ekstase. Salome? Femme fatale oder? Regisseur Schulz sieht in Salome eine wohlstandsverwahrloste Jugendliche, die gegen die Gesellschaft revoltiert. Das Publikum erwartet eine spannende Interpretation, die der Regisseur, wie er betont, ohne Text oder Musik zu verändern, entwickelt hat.
© HL Böhme
Opernhaus/Theater Magdeburg
Universitätsplatz 9, 39104 Magdeburg
Theaterkasse im Opernhaus Mo bis Fr: 10.00 bis 18.30 Uhr, Sa: 10.00 bis 14.00 Uhr Sonn- und Feiertags: geschlossen. Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.