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Thorsten Havener
Thorsten Havener - der Körpersprachenexperte und Gedankenleser
Was macht das Zusammenspiel unserer Körpersprache und den Gedanken tatsächlich aus? Mentalist Thorsten Havener war einer der Ersten, der sich mit diesem Thema vor mehr als zehn Jahren in der Öffentlichkeit auf populärwissenschaftliche Weise auseinandersetzte. Studiert hat der 44-Jährige Sprachwissenschaft und Übersetzung, über die Zaubererei fand er zu seinem heutigen Metier und will uns in seinen Shows zum Staunen bringen. Darin verbindet er Gedächtniskunst, Hypnose und vieles mehr. Wir sprachen mit ihm und wollten auch wissen, warum die Welt jetzt plötzlich so großes Interesse am Thema Körpersprache hat.
Nach wie vor wollen alle alles zu Körpersprache und Co. wissen. Es gibt derzeit so viele Bücher dazu wie noch nie. Dabei ist Körpersprache unbewusst. Vertrauen wir unserer Intuition nicht mehr?
Ja, das stimmt. Früher machten wir diese Dinge wahrscheinlich intuitiv richtig. Körpersprache ist natürlich nichts Unnatürliches. Etwas, was unbewusst und natürlich ist, lässt sich so wieder ins Bewusstsein rücken. Das ist aber nicht ganz so sinnvoll. Denn unsere Körpersprache wird komisch, sobald wird darüber nachdenken.
Wo liegt also das Problem?
Ich glaube, dass wir den Kontakt zu unserer Natürlichkeit immer mehr verlieren, also den Kontakt zu uns selbst. Dadurch, dass wir uns mit allem möglichen beschäftigen, Instagram, Facebook und Co., zum Beispiel, sind wir nicht mehr richtig anwesend. Fahren Sie mal mit dem Zug oder mit der S-Bahn, da werden sie keinen sehen, der sich seine Umwelt anschaut. Die gucken alle nur noch auf ihre Displays vom Handy und machen gerade irgendwas, das mit dem Moment, in dem sie sich gerade befinden, praktisch nichts zu tun hat. Und deswegen haben wir die Verbindung zu uns selbst verloren.
Dann wird es ja sicher für sie auch langweiliger, sich die Menschen in Bus und Bahn anzuschauen.
Ja, dadurch wird das Leben irgendwie farbloser. Wir sind ja nicht wirklich anwesend, denn wir sind da, wo wir in Gedanken gerade sind. Da ist zum Beispiel die Geschichte von einem Bekannten. Der wollte ständig nach Hawaii. Das ging so weit, dass er gar nicht richtig anwesend war. Das Problem dabei war nur, auf Hawaii war er auch nicht. Er war weder dort wo er hinwollte, noch wo er war. Machen wir uns das klar, brauchen wir uns viel weniger Gedanken über unsere Körpersprache zu machen, weil das natürliche Vorgänge sind. Die Grundlage, also die Haltung, muss stimmen.
Da helfen erst recht keine Möchtegern-Ratgeber, bei denen verschränkte Arme gleich Ablehnung bedeutet.
Das stimmt, das ist natürlich völliger Unsinn, völlig unseriös. Wenn jemand die Hände vor dem Körper verschränkt heißt das nicht, dass er ablehnend ist. Das kann das genaue Gegenteil bedeuten. Stellen Sie sich mal vor, wir beide würden miteinander reden und ich würde plötzlich die Hände vorm Körper verschränken. Dann könnte das natürlich sehr gut bedeuten, dass ich gerade ablehnend bin. Das ist richtig. Es könnte aber auch genauso gut bedeuten, dass ich Ihnen zuhören will und allen anderen im Raum das Signal geben will „Sprecht mich jetzt bitte mal nicht an“, weil ich gerade mit dieser Person rede. Von einem Detail auf das Ganze zu schließen, also darauf,was ein anderer denkt, ist kritisch zu betrachten.
Trotzdem sind ihre Vorträge, Shows und Bücher kein reines wissenschaftliches Blabla. Sie sind immerhin vom Fach der Zauberei zur Körpersprache und Alltagspsychologie gekommen.
Das stimmt. Ich war sehr lange als Close-Up-Zauberer, also Tischkunstzauberer, für Unternehmen und Restaurants unterwegs. Da hab ich einiges über Wahrnehmung gelernt. Ich hab ja auch nicht Psychologie studiert, ich bin ein Sprachwissenschaftler. Diese Alltagspsychologie habe ich aktiv durch das Arbeiten mit Menschen gelernt. Das heißt, ich habe mich mit Körpersprache, also mit Hypnose, mit Suggestion, mit Gedächtniskunst, beschäftigt. Und auch nun kommen die Leute zu mir, um unterhalten zu werden. Ich bin einfach gerne auf der Bühne. Es gibt nichts Schlimmeres als wenn jemand nur einen Inhalt vermittelt, ohne dass dabei irgendeine Seele herüberkommt. Das heißt, wenn die Leute zu einem Comedian gehen, um zu lachen, dann kommen die Leute wahrscheinlich eher zu mir um zu Staunen. Aber auch das muss natürlich sehr gut inszeniert sein. Ich nenne das psychologische Unterhaltung.
Gerade da muss man allerdings die Balance zwischen Glaubwürdigkeit und Inszenierung halten. Denn da fangen die Menschen an schnell zu Zweifeln.
Ich weiß, was Sie meinen. Die Frage stellt sich für mich tatsächlich nicht mehr. Ich bin bei der Beschäftigung mit all diesen Themen zur Quelle gegangen, also habe geguckt, wo kommt das her? Heute gibt es die wissenschaftliche Welt: alles ist messbar, kontrollierbar. Dann gibt es daneben noch die unterhaltsame Welt. Das ist alles, was auf der Bühne stattfindet, wenn wir uns einen Film oder eine Show angucken. Der dritte Aspekt ist die Spiritualität, vielleicht Religion, Philosophie, also das, was sich mit der Sinnhaftigkeit beschäftigt. Diese drei Aspekte betrachten wir heute als komplett getrennt voneinander. Das war nicht immer so. Früher waren diese Dinge eine Einheit. Also Wissenschaft, Spiritualität und Unterhaltung waren miteinander vereint in einer einzigen Figur. Das war immer schon der Magier. Das Gefühl vom Geheimnisvollen haben wir heute auch nicht mehr allzu oft, also dass wir nicht wissen, wie etwas funktioniert. Dabei sind wir immer noch von unglaublichen Geheimnissen umgeben. Den Leuten das zu zeigen und wie uns das antreiben kann, ist auch ein Teil meiner Show.