©Kerstin Schomburg
Rückblick auf das Erdzeitalter des Homo sapiens
40 Millionen Jahre nachdem der letzte Mensch auf unserer Erde wandelte, ist diese unbewohnbar und noch mehr als vorher nur einer von vielen unbedeutenden Planeten im All. Eine Gruppe von Humanoiden entdecken unser altes Zuhause, doch es herrscht große Verwunderung. Sie werden einfach nicht schlau aus uns. Unter den wenigen Spuren vergangenen Lebens befindet sich ein iPhone. Möglicherweise die Grabkammer eines Homo Sapiens? Sie finden außerdem das Hausaufgabenheft eines gewissen Max Schrammel. Anders als die Aliens annehmen, verbirgt sich dahinter kein bedeutsamer Chronist, aber sie nutzen die Aufzeichnungen, um die letzten Tage der Spezies Mensch nachzuspielen.
Diese skurrile Zukunftsvision entspringt der Feder des Autoren-Duos Yael Ronen und Itai Reicher. 2023 brachten sie ihre Stückentwicklung „Planet B“ ins Maxim-Gorki-Theater. Seitdem erobern sie damit die Bühnen und nun auch das Schauspielhaus.
Für die Alien-Inszenierung wird die Erde zur Leinwand: In Form einer Reality-TV-Show lassen die Humanoiden gefährdete Arten gegeneinander antreten: Den depressiven Panda gegen die urbane Füchsin, die Singer-Songwriter-Fledermaus gegen eine Ameise, Krokodil gegen Huhn – und alle gegen Boris, Versicherungsvertreter und Repräsentant der Menschheit.
Die bitterböse Science-Fiction lässt das Publikum über ein Thema lachen, das eher unlustig ist: das aktuelle Massenartensterben. „Planet B“ macht jedoch alles andere, als belehrend den Zeigefinger zu heben. Im Gegenteil: Die bizarre Ausgangssituation wird so zugespitzt, dass man sich eher über unsere Unfähigkeit lustig macht, die in höchstem Maße lebensbedrohliche Klimakrise als ernsthaft zu begreifen.