© Hercher
Raumbühne im Schauspielhaus
Messerscharf Dialoge und Minimalismus
Wenn drei Unternehmensberater sich im Luxushotel irgendeines Schwellen- oder Entwicklungslandes treffen, um ihre Strategien abzustimmen, dann ist „Zeit der Kannibalen“. So zumindest lautet der Titel des 2014 erschienenen Kinofilms, der unter anderem den Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch gewann. Die beiden Berater Öllers und Niederländer reisen im Namen der Gewinnmaximierung um den gesamten Globus. Von der Welt oder den Folgen ihrer Vertragsabschlüsse sehen sie allerdings nichts, denn sie verlassen nie ihre immer gleichen Hotelzimmer. Als ihnen eines Tages jedoch eine neue, nicht minder ehrgeizige, Kollegin zugeteilt wird, geraten die Gemüter in Aufruhr. Schließlich geht es um den begehrten Teilhaberposten in ihrer Firma. „Zeit der Kannibalen“ begeisterte die Filmkritiker durch messerscharfe Dialoge und eine bewusst reduzierte Inszenierung.Nun kommt der Stoff auf die Magdeburger Bühne.
Raumbühne gibt Rahmen für Inszenierung vor
Für die Umsetzung hat das Theater Magdeburg den Regisseur Dominic Friedel beauftragt. Dieser empfand es von Anfang an als eine spannende Aufgabe, seine Theaterversion des vielgelobten Filmes zu entwickeln. Denn was auf der Leinwand funktioniert, muss noch lange nicht hilfreich für die Bühne sein. Auf dieser gibt es beispielsweise keine Kamera, die den Blick des Zuschauers lenkt oder heranzoomt, um die Gefühle zwischen den zynischen Worten aufzudecken. Eine weitere Herausforderung ist das vorgegebene Bühnenbild. Das Stück wird auf der Raumbühne „Raumstation Paradies“ im Schauspielhaus aufgeführt. Sie stellt den größtmöglichen Außenraum dar: das Weltall. Ein krasser Kontrast zur kammerspielartigen Inszenierung des Films. Doch Friedel hat Spaß daran, gemeinsam mit seinen Darstellern ungewöhnliche Lösungen für diese scheinbaren Widersprüche zu finden. Inhaltlich interessiert ihn vor allem der ausgeprägte Zynismus von Öllers und Niederländer. Was steckt dahinter? Welche Verletzungen haben sie erfahren? Oder spielen sie einfach nur eine Rolle, so wie Schauspieler auf einer Bühne? Friedel will mit seinem Stück nichts erklären, sondern Fragen stellen. Anders als eine Filmkamera möchte er die Zuschauer zu einem freien Blick ermutigen.
© Engelhardt
Schauspielhaus/Theater Magdeburg
Otto-von-Guericke-Straße 64, 39104 Magdeburg
Theaterkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn