© Zwickmühle
Zwickmühle feiert 20-jähriges Jubiläum
Hatte sich 1996 für Wagnis entschieden: Hans-Günther Pölitz
Zwanzig Jahre ist es her, dass Kabarettist Hans-Günther Pölitz (gemeinsam mit Michael Rümmler) mit der Zwickmühle das erste private Kabarett in Sachsen-Anhalt aus der Taufe hob. Es war eine Entscheidung für das Wagnis.
Herr Pölitz, Sie waren bis 1994 Direktor der „Kugelblitze“. Warum haben Sie die Sicherheit einer Festanstellung aufgegeben und das erste private Kabarett in Sachsen- Anhalt aus der Taufe gehoben?
Pölitz: Eigentlich war mein Bestreben zunächst, die “Kugelblitze“ in die freie Marktwirtschaft zu führen, weil es ja in der Bundesrepublik unüblich ist, dass ein Kabarett kommunal angestellt ist. Meine Vorstellungen, wie das geschehen sollte und die der Verantwortlichen beim Magistrat, sowie Teilen der „Kugelblitze“ selbst, gingen aber weit auseinander. Ich konnte und wollte deren Konzept nicht mittragen und verantworten.
Sie gingen dann zur Lach- und Schießgesellschaft nach München.
Ja, aber nach 2 Jahren stand die Frage, bleiben oder Neues wagen. Ich habe mich für das Wagnis entschieden und mit Michael Rümmler am 29. Februar 1996 die „Magdeburger Zwickmühle“ gegründet. Magdeburg war dafür ein gutes Pflaster. Die Menschen kannten uns, die Menschen wollten uns, das wussten wir.
Mussten Sie dafür Kredite aufnehmen?
Wir haben höllisch Lehrgeld bezahlt. Mit dem damaligen Geschäftsführer waren wir nicht gut beraten, sodass wir mit 330 000 € Schulden begonnen haben, ehe wir überhaupt einen Satz auf der Bühne gesagt hatten. Es hat Jahre gedauert bis wir schwarze Zahlen geschrieben haben. Aber wir haben es geschafft, weil die Leute gekommen sind. Bei uns heißt es nur, entweder es funktioniert oder eben nicht. Ein Mittelding gibt es nicht. Wir sind zum Erfolg verdammt!
Hat sich in den 20 Jahren das Publikum verändert, also in Bezug darauf, was die Zuschauer von Ihnen erwarten?
Die Zuschauer wollen politische Satire. Wir haben am Anfang auch gedacht, dass wir den Fächer breiter ziehen sollten. Das hat sich jedoch nicht bewährt. Die Leute kamen, wenn politisch-satirisches Kabarett stattfand. Und das war es ja eigentlich auch, was wir wollten. Aber das Publikum ist mit uns älter geworden.
Und die Jungen? Es ist deutschlandweit so: Die Kabarettbesucher sind Mittelalter und aufwärts. Das hängt damit zusammen, dass man im politischen Kabarett ein bestimmtes Wissen und Erfahrungen mitbringen muss, z. B. welcher Name für welche Politik steht. Aber wir haben in Magdeburg einige engagierte Lehrer, die mit ihren Schülern zu uns kommen. Und wir erleben, wer drin war, geht begeistert wieder raus und kommt wieder.
Braucht unsere heutige Gesellschaft tatsächlich Kabarett?
Unbedingt! Wir brauchen es mehr als noch vor Jahren. Kabarett kann und muss sich einmischen. Es muss hinter die Fassade gucken und Zusammenhänge klarmachen, die vielleicht so nicht auf der Hand liegen. Kabarett kann und muss Stellung beziehen.