© Kerstin Schomburg
Isabel Will verkörpert die unterschiedlichen Figuren, Stimmen und Perspektiven von Effi
Viele träumen von der perfekten Hochzeit, von Kindern, einem großen Haus und erfüllen dabei unbewusst gesellschaftliche Erwartungen. Doch macht einen das am Ende glücklicher? Was ist, wenn man sich ganz bewusst gegen solche Entwürfe entscheidet? Wie bestimmen die eigene Sozialisierung und gesellschaftliche Vorstellungen das Denken, Fühlen und Handeln? Fragen wie diese werden in dem Stück „Effibody’s Darling“ nach Theodor Fontanes „Effi Briest“ verhandelt.
Mit 17 Jahren heiratet Effi Briest den Jugendflirt ihrer Mutter, den 20 Jahre älteren Baron von Innstetten und zieht zu ihm in das düster-verlassene Ostseebad Kessin. Doch schnell kommt das böse Erwachen: gesellschaftliche Pflichten und Langeweile bestimmen ihr Leben. „Es ist eher eine Zweckehe, die von Einsamkeit, Manipulation und Machtspielen geprägt ist“, erklärt es die Regisseurin Annette Müller. Gleichzeitig gilt Instettens Haus als Spukhaus, dessen unheimliche Erscheinungen Effi um den Schlaf und die Lebensfreude bringen. Das Stück wird als One-Woman-Show auf einen Catwalk verlegt, wobei auch gesungen und getanzt wird. „Es gibt klassische Showmechanismen, die aber eher einen Kinderzimmercharakter haben“ so Müller.
Die Schauspielerin Isabel Will verkörpert die unterschiedlichen Figuren, Stimmen und Perspektiven, sodass Effi wortwörtlich zu „Everybody’s Darling“ wird. Mal sind es Stimmen der Vernunft, mal Stimmen des Zweifels, die zu ihr aber auch zum Publikum sprechen. Das Stück spielt dabei mit „Möglichkeitsräumen“, wie es Müller beschreibt, und verhandelt Ängste, stereotype Rollenbilder, Schönheitsideale und den Hang, unbewusste gesellschaftliche Erwartungshaltungen zu erfüllen. „Fontane spricht beispielsweise wenig über das weibliche Begehren oder eine Schwangerschaft. Wir versuchen die Leerstellen zu füllen, die Fontane in seinen Texten hinterlassen hat“.
© Engelhardt
Schauspielhaus/Theater Magdeburg
Otto-von-Guericke-Straße 64, 39104 Magdeburg
Theaterkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn