© Robert Jentzsch
Lange Telemann-Nacht
Die Serkowitzer Volksoper bringt mit „Präludium und Unfug“ eine amüsante Variante der Kaffee- und Bauernkantate von Bach
++Update (23.6., 11 Uhr) Telemann-Nacht wegen enormer Unwetterschäden im Klosterbergegarten kurzfristig abgesagt, ein Nachholtermin ist bisher noch nicht bekannt.++
Traumorte erfinden – das ist ein Markenzeichen von Elke Schneider. Jetzt haucht sie dem Klosterbergegarten rund ums Gesellschaftshaus für eine Nacht barockes Leben ein, verwandelt den Park für eine Nacht in einen sinnlichen Ort des 18. Jahrhunderts mit Licht, bunten Gestalten und jeder Menge Musik. Vorbilder sind die legendären „La Notte“-Inszenierungen des Puppentheaters, die das Publikum in phantasievoll-märchenhafte, teils surreale Welten der Romantik entführten.
Regionale und überregionale Künstler beteiligen sich
Knapp 200 Mitwirkende hat Elke Schneider dafür begeistern können, darunter das Orchester der Goethe-Universität Frankfurt am Main, den Magdeburger Telemann-Chor, ein Barocktrompeten-Ensemble aus Berlin und viele stadtbekannte Darsteller. Befragt nach Ideen, wie Telemann sinnlich zu thematisieren sei, sprudelt es förmlich aus Schneider heraus. Vor allem das Lebensgefühl der Zeit will sie vermitteln, die Lust am Feiern und dabei die Beziehungen der drei Freunde Bach, Händel und Telemann herausstellen. Verblüfft war sie bei ihren Recherchen, wie gut vernetzt Telemann gewesen sein muss. Trotz der beschränkten Möglichkeiten – Reisen war beschwerlich und zeitaufwändig – habe man sich gegenseitig gekannt und wertgeschätzt. Wahrscheinlich, so mutmaßt sie augenzwinkernd, hätten die drei einander nie kennengelernt, hätte es damals schon MP3-Player gegeben. Dieser kosmopolitische Gedanke spielte bei der Konzeption eine große Rolle. Namen wie Lars Johansen, Heiko Herfurth und Mathias Krizek in den Rollen der musikalischen Freunde garantieren dabei viel Humor. „Auch die Ex-Frau Telemanns, die spielsüchtige Frau Textor wird auftauchen“, verspricht Schneider.
Barock wird erlebbar
Barockes Leben wird sinnlich erfahrbar durch überdimensionale Brettspiele, Barocktanz zum Mitmachen, Mentalmagie, Dr. Eisenbarths Musiktherapie, Papiertheater, barocke Karussellpferde, die tanzenden vier Temperamente Telemanns, eine Barockkutsche und allerlei fahrendes Volk. Besonders stolz ist die ehemalige Puppentheater-Intendantin auf den Auftritt von historischen Klappmarionetten, einer Tradition von Wandermarionettenspielern, die mit der Familie von Kerstin Wilhelm bereits in der 7. Generation stehen. Die Serkowitzer Volksoper bringt mit „Präludium und Unfug“ eine amüsante Variante der Kaffee- und Bauernkantate von Telemann-Freund Bach mit nach Magdeburg. Zur „Langen Telemann-Nacht“ laufen auch eine Vorstellung von „Das Glück des Gauklers“ der Kammerspiele, das Musical „Telemann in Pop“ und ein filmischer Einblick in die Puppentheaterinszenierung „Don Quichotte“. Spezialitäten aus Frankreich, Polen und Deutschland, jenen Ländern, in denen der Komponist lebte, sollen vor allem zum Lustwandeln, Sich-verzaubern lassen und eben zum Träumen einladen.
© Conrad Engelhardt