LSBTIQ: Schwulenverband der DDR hat Wurzeln in Magdeburg

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© Engelhardt

Martin Pfarr

Der Aktivist prägte den LSVD Sachsen-Anhalt in der Nachwendezeit maßgebend.

An diesem 9. November 2019 hat auch die LSBTIQ-Szene (steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und Queers) zu feiern. Vordergründig geht es um die Einweihung des neuen Büros des Lesben- und Schwulenverband Deutschlands in der Otto-von-Guericke-Straße, samt angeschlossenem Regenbogencafé. Bedeutsamer aber wird bei der Gelegenheit der Blick zurück ins Jahr 1989 sein. An jenem 9. November vor 30 Jahren kam der DEFA-Film „Coming out“ in die Kinos, der erste Film, der Homosexualität in der DDR thematisierte (Der Film wird am 8. November, 23 Uhr im neuen LSVD-Büro gezeigt). Die in jenem Herbst in Gang gesetzte gesellschaftliche Erneuerung führte im Februar 1990 in Leipzig auch zur Gründung des SVD – des Schwulenverbandes der DDR. Seine Wurzeln hatte er in der schwulen Bürgerrechtsbewegung, die sich in der DDR ab 1982 gebildet hatte. Der Hauptorganisator dieser Bewegung, der Magdeburger Theologe und Journalist Eduard Stapel, war auch die treibende Kraft bei der SVD-Gründung. Als sich im Frühjahr 1990 immer klarer die deutsche Wiedervereinigung abzeichnete, reagierte auch der SVD. Auf dem 1. Verbandstag am 23. Juni 1990 in Magdeburg erfolgt die Umbenennung in „Schwulenverband in Deutschland“. Gleichzeitig formuliert der Verband dabei selbstbewusst den Anspruch, zukünftig bundesweit aktiv zu werden, denn in den alten Bundesländern gab es bis dahin keine vergleichbare flächendeckende Organisation. Der wichtigste Erfolg seiner politischen Aktivität in jenen Monaten war der Appell des SVD an die Volkskammer, energisch die Ausdehnung des westdeutschen § 175 StGB auf das Gebiet der DDR zu unterbinden. So kam es, dass im Einigungsvertrag sowohl der § 175 wie der § 218 von der Übertragung des bundesdeutschen Strafrechts auf die neuen Länder ausgenommen wurden. Das gespaltene Recht legt den Grundstein für die 1994 erfolgte Streichung des Homosexuellen-Paragraphen in den alten Bundesländern.